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Zeiten der spanischen Jusurrcction spielt, und Miua und' die übrigen Freihcitshclden als die gräßlichsten Räuber und Mörder darstellt, gehört ganz in das Genre der Ains- worth'schen Romane (zu welchem mir auch u. A. Whitefriars, Cäsar Borgia, die Ge­heimnisse der Quäkerstadt u. s. w. zählen) uud der Mysterien von E> Suc: jede zweite Seite wenigstens ein Mvrd, Giftmischerei, Nothzucht u. s. w., wobei die Ermordeten nach einigen Seiten wieder lebendig werden, und die Geschändeten in der reinsten Keusch­heit dastehü. Geheime Gänge, unterirdische Orgien, verborgene Thüren, Verwechselung der Väter u. s. w. fehlen natürlich nicht. Mehr in das Genre von Souliv gehört der Roman von, Emmanuel Gonzales: le venZeur 6u Msri. Er spielt zur Zeit der deutschen Erhebung, und giebt von den Göttingcr Burschenschaften ein höchst ab­schreckendes Bild. Der Held, Jacques Ferral, ist ein ehrlicher und in seiner Art nobler und heroischer Schmicdemeistcr, dessen Frau durch eines jener egoistischen Genies (diesmal einen Bildhauer) versührt wird, deren Hohlheit aufzudecken die Neusrau- zösischen Schriftsteller nicht müde werden. Einzelne Scenen sind gut ausgeführt. Ein weit größeres Lob aber verdient der erste Theil einer Reihe' von Lebensbildern (Kvsiil.es numsines) von August Tavernier: Regnier (Brüssel, bei Kießling u. Co., wo auch die neulich angeführte Schrift von Lamartine über die Jungfrau von Orleans erschienen ist). Der Roman, der nur den Anfang einer weiter auszuführenden Geschichte enthält, aber zugleich auch ein selbstständiges Ganze bildet, behandelt das Verhältniß zwischen einem jungen, armen Dichter, und einer vornehmen, etwas älteren Dame, die ihn zuerst vrotegirt, bis sich eiue gewaltige Leidenschaft daraus entwickelt. Der Grund­gedanke ist in dem Motto ausgedrückt: ^.u lonä äe tonte vnose, l'nomino trouvv I« reslitv, v'est s äire I'amertuine et la sonssrsnoo. Die einzelnen Züge dieser Leiden­schaft bis zu ihrem unglücklichen Ausgang sind mit großer Feinheit ausgewählt, und zeigen Wärme und Tiefe des Gefühls. Der Verfasser würde indeß wohl daran thun, wenn er das Naisonnement mit dem er zuweilen die Erzählung unterbricht, und das immer geistvoll ist, so in die dargestellte Begebenheit verwebte, daß es nur durchschimmerte. Bei der Scheidung der Reflexionen von den Thatsachen, aus die sie sich beziehen, läßt sich eine gewisse Paradoxie schwer vermeiden, die sich auch in der folgenden Stelle findet, obgleich wir die ernste Wahrheit derselben nicht verkennen: Leux qui s'siinent ont un dut, o'ost äe ne plus s'simer: il ^ s un xlienoinvne ps^vlwlogiyuo inevilMe. Ils oourent »prvs ce bnt, eoinme 6es insvnsvs; ils ^ msrolient nbstinvmvnl, istn- lement, SMS lv peräre äe vue; ils s'vn nxproenent, ils s'en eloixnent, ils ^ re- viennent psr cles äelours^ Miros, kssoines par un cni>rmo invinoiblo. Ils tournenl autour cle oo but; ils lo. vötoient, ils I'eMeurent, I'glleiZnent enlin et s'en empgront ä'une msin olisnäe et solle: oe dut, o'est la sstisksetion; Is satislaolion, v'esl I» lin 6« 1'smour. Daß unter solchen Umständen die Geschichte sich in den bedenk­lichsten Sphären bewegt, ist zu erwarten; um so mehr ist der Verfasser feines Maßes wegen zu loben. . ,

Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.

Als verantwort!. Redacteur lcgitimirt: F. W. Gruuow. Verlag von F. L. Hcvbig

in Leipzig.

Druck von C. E. Albert in Leipzig.