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Blick auf Spaniens letzte Vergangenheit und seine gegenwärtige Lage. 2.
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lich unannehmbar, weshalb sie beiliegend wieder zurückerfolge, und fügt hinzu, daß, wenn zu seinem Bedauern der Gesandte sich nochmals zu einem ähnlichen Schritte herbeilassen sollte, eine Note dieser Art ihn« ohne alle Antwort zurück­geschickt werden würde. Man wird diesem Verhalten voll hohen Muthes und stolzen Bewußtseins, das eine Regierung, mit schwachen Mitteln, ohne Alliirte, bedroht vvu einer Europa überfluthenden Umwälzung, in Erkenntniß ihrer Pflicht nnd im Vertraue» auf die nationale Energie gegen das mächtige Eüglcmd beob­achtete, die volle Anerkennung geben, wenn man sich der diplomatischen Zag­haftigkeit um eiuen milden Ausdruck zu gebraücheu erinnert, die wir jede Position politischer Macht uud staatlichen Ansehns, trotz der waffenmächtigen , Erhebung eines kampfbereiten Volkes, kleinmüthig Gegnern überlassen sahen, deren Furchtbarkeit hauptsächlich in ihrer ausnehmenden Großthuerei bestand.

Palmerston nahm diese stolze Zurückweisung ruhig hin und enthielt sich fürs Erste aller ferneren Schritte. Auch erlaubte ihm seine parlamentarische Stellung daheim nicht, seine feindselige Politik gegen die spanische Regierung offen weiter zu verfolgen. Der Notenwechsel gelangte schnell in die Oessentlichkeft. Die toryistische Opposition richtete deshalb gegen den ersten Staatssecretair die bitter­sten Angriffe und das kaum verhaltene Mißsallen Sir Robert Peel's, der damals das Geschick des Whigcabincts in seinen Händen hielt, mahnte sehr ernstlich zur Mäßigung.

Während das Verhältniß zwischen beiden Cabineten natürlich ein äußerst gespanntes blieb, gelang es Narvaez nach einer andern Seite hin Beziehungen wieder anzuknüpfen, die seit dem Tode Ferdinand's VII. völlig abgebrochen waren. Die Regierungen Oestreichs uud Pxenßens verzichteten, von der Revolution be­drängt, länger das Legitimilätsprincip gegen die Königin Jsabella aufrecht zu erhalten. Zarco del Valle wurde als bevollmächtigter Minister Spaniens in Berlin und Wien angenommen. Gegenüber dem Petersburger Cabinet waren indeß seine Schritte vergeblich; Kaiser Nikolaus beharrte in seiner abweisenden und abwartenden Politik. Für den Augenblick gewährte übrigens die Anerken- nung von Seiten Oestreichs und Preußens der spanischen Regierung kei­nerlei Stütze.

Da im Lause des April in Madrid die Ruhe nicht weiter gestört wurde, und auch im übrigen Spanien Aufstcmdsversuche nicht stattfanden, so- hob das Ministerium unter dem 27. April den Belagerungszustand wieder auf, welchen es über, die Hauptstadt verhängt hatte. Doch im Verlaufe weniger Tage zeigte es sich, daß die Partei der Revolution die Hoffnung nicht aufgab, durch einen kühnen Handstreich das Gouvernement zu stürzen. In der Nacht vom 6. znm 7. Mai wurde der Herzog von Valencia durch die Nachricht geweckt, daß eine zahlreiche Jnsurgentenschaar sich der Plaza Mayor und der anliegenden Straßen bemächtigt und sich daselbst stark verbarrikadirt habe. Sofort eilte der Minister-