Beitrag 
Blick auf Spaniens letzte Vergangenheit und seine gegenwärtige Lage. 2.
Seite
215
Einzelbild herunterladen
 

215

Palmerston bediente sich in diesem Actenstücke gegen die Herrscherin eines stolzen, ehrliebenden Volkes fast einer Sprache, wie die Agenten der ostindischen Compag­nie sie gegen die derselben tributairen Nabob's zn führen gewohnt sind. Diese auffallende Politik kann nur zwei Auslegungen unterliegen. Entweder ließ sich Palmerston wider alle Pflicht und staatsmännische Einsicht durch seinen Groll gegen den spanischen Hos, namentlich die Königin-Mntter, und die Moderados fortreißen, ein Verfahren, dessen seine neuerliche Mitwirkung zum Sturz der Whigverwaltuug ihn wol sähig halten läßt, oder er gewann nach dem Februar eine besonders pessimistische Auffassung der spanischen Zustände, die ihm allerdings sein Haß gegen die dort herrschende Partei mit eingegeben haben kann. Nehmen wir an, daß er es für unmöglich hielt, die Moderadoregierung könne sich neben der frauzöflscheu Republik behaupten. Die Progressisten waren bis jetzt die zu England stehende Partei gewesen, kamen sie jedoch durch einen von Frankreich ans gegebenen Anstoß zur Macht, so war zu besorgen, daß sie der französischen Einwirkung anheim fielen. Noch zauderte die provisorische Regierung in ihrem Verfahren gegen Spanien. Es galt für die englische Politik, den ersten Angriff gegen das tief erschütterte Moderadoregime zu thun, den Progressisten die Bresche zu öffnen, zur Besitzergreifung der Gewalt/ sie aufs Neue dem Einfluß Englands zu verpflichten und an ihn zu fesseln. Ob diese Berechnung ver­träglich war selbst mit einer elastischen, politischen Moral, lassen wir dahin gestellt. Jedenfalls hat sich Palmerston getäuscht, falls er sich wirklich von ihr leiten ließ. Denn er hatte gerechnet ohne jene eiserne Hand, welche das spanische Staats­schiff fest und unverzagt inmitten dieser Stürme lenkte.

Bulwer überreichte die ihm übermachte Note im Anfang des April dem spanischen Cabinet, indem er geschickt den Anlaß benutzte, den ihm Narvaez durch das übereilte und empörende Verfahren gegen Olozaga lieferte. Um die Be­leidigung noch auffallender zu machen, theilte der englische Gesandte Serrano eine Abschrift dieses Actenstücks mit. Dieser, der sich damals in Madrid aufhielt und, aus dem activen Dienst geschieden, seine früheren Verbindungen mit den Progressisten wieder aufgenommen hatte, gab sie mit verabredeter Jndiscretion dem Hauptorgan derselben, dem Clamor Publico, so daß die Hauptstadt gleich­zeitig mit der Regierung Kenntniß von diesem Eingriff in die Selbstständigkeit der spanischen Krone erhielt.' Die Antwort Seitens des Herzogs v. Sotomayor, damals Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, ließ jedoch nicht auf sich warten und muß als ein Muster nationaler Würde und diplomatischen Styls betrachtet werden. Nachdem darin die unerhörte Ueberschreitung seiner Befugnisse und die zugleich damit verbundene Jndiscretion dem Vertreter Englands vorgehalten und mit glänzender Ironie der Inhalt eines ähnlichen Doeuments aufgeführt ist, das der spanische Gesandte in London dem Cabinet von St. James danach hätte einreichen können, erklärt der spanische Minister, die englische Note für ganz-