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Wochenbericht.
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in Wien gemacht. So viel wir wissen, ist Herr v. Manteuffcl nicht blos Minister­präsident, sondern ^r hat anch ganz speciell das Porteseuille der answärtigen Angelegen­heiten.» Die Ernennung mußte also doch durch seine Hand gehen, und wenn ein höherer Befehl ihn dazu veranlaßte, einen Manu, über den er so urtheilte, wie wir es nach den Aussagen seines Vertrauten vermuthen müssen, mit einer so wichtigen politischen Stellung zu betrauen, so liegt es doch wol in der Convenienz aller StaatSformcn, der absolu­tistischen wie der constitntioncllen, in solchem Fall seine Entlassung einzureichen. Wir sind nicht im geringsten davon unterrichtet, wie sich die Sache eigentlich verhält; aber jene Frage crgiebt sich mit Nothwendigkeit aus der ganzen Sachlage.

Es ist uns ferner unbekannt, um welche materielle Verschiedenheit in den Ansich­ten sich der Streit dreht. Die Nachrichten, die in solchen Fällen geschickt in das Pnblicum zerstreut werden, sind nur geeignet, das Urtheil desselben noch mehr zu ver­wirre». Man erinnere sich an die schonen Tage der Union, wo es vorzüglich den Be­mühungen des Herrn Ryno Quehl gelungen war, den größern Theil des Publicums davon zu überzeugen, daß Herr v. Manteuffcl ein entschiedenerer Vertreter dieser Idee war, als Herr von Radöwitz. So wirst in diesem Fall die Kreuzzeitung dem Mini­sterium vor, iu der Zollsrage zu nachgiebig gegen Oestreich zu sein. Aber wer anders leitet denn die Verhandlungen, als Herr v. Bismark-Schötthausen? Von der andern Seite her wird der Kreuzzeitungspartei vorgeworfen, sie wolle Prenßen auf Pommern uud die Mark beschränken, die großen Städte vom Erdboden vertilgen, um einen homo­genen Staat zu haben, und sich dann mit Hannover uud Mecklenburg alliireu, wo die gleichen Interessen vorherrschen. Wenn man hier von den Nodomontadcn abstrahirt, so möchten wir uns wenigstens in einer gewissen Beziehung den Ansichten der Kreuz­zeitung zuneigen. Um eiue fruchtbare Handelspolitik zu verfolgen, müssen wenigstens zu Aufang die Interessen der verschiedenen Staaten, welche daran Theil nehmen wollen, homogen sein. Wir würden es zwar aus anderen Gründen sehr bedauern, wenn sich die süd- und mitteldeutschen Staaten von dem neu zu gründenden, Zollverein aus­schlössen; für die feste Organisation des nenen Vereins aber wäre eine solche Trennung von dem größten Gewinn.

Ursprünglich schien sich der ganze Streit lediglich um die Person des Herrn Ryno Quehl zu dreheu, deren Aufopferung man von Seiten der Krcuzzcitungspartei verlangte. Die Aufopferung war natürlich nicht wörtlich zu verstehen. Er sollte die Versorgung des Herrn Wedcckc mit einem jährlichen Gehalt von dreitausend Thalern erben, und für die Centralstelle unter den Walachcn und Numelieru Propaganda machen. Daß man auch ernstlich daran gedacht hat, scheint ziemlich ausgemacht zu sein; woran die Unterhandlungen sich zerschlagen haben, wissen wir nicht. Genug, dies war die Veran­lassung, daß die beiden bisherigen Verbündeten so lebhast einander in die Haare geriethen.

Nur Eins hat dabei svwol die Krcuzzeitüng wie dieZeit" übersehen; sie glaubten sich in ihrem vollen Rechte, ihre Angriffe von Herrn Quehl auf Herrn von Mcmteuffel einerseits, von Herrn Wagencr aus Herrn v. Bismark andererseits auszudehnen, aber sie überlegten nicht, daß die Spitze ihrer Waffe noch über dieses Ziel hinausging. Sie überlegten nicht, welche Rolle sie dabei das Königthum spielen ließen. Wir wollen ganz offen darüber sein, so delicat auch die Sache ist. Weun die.Krcuzzeitüng von Herrn v. Manteuffcl erklärt, seine Politik habe in ganz Preußen keine Anhänger mehr, so ver­gißt sie dabei ganz, daß sie die Minister als unverantwortlich dem Volk gegenüber, als