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befremden darf, denn mit dem Prophetenthum der Schwebereligivn wäre es auf die Länge doch nicht gegangen.
' Wie es heißt, haben wir in kurzer Zeit ein neues Werk von Bettine zu erwarten. Ob sie iu demselben eine Wendung finden wird, welche die literarische Welt von Neuem auf sie aufmerksam macht, kaun mau nicht voraussehen; es ist aber eigentlich nicht zn erwarten. Einerseits ist bei ihr die ursprüngliche frische Eigenthümlichkeit mehr nnd mehr znr Manier geworden, andrerseits ist das Pnblicum auch jetzt ein anderes. Es hat kein Interesse mehr an dem innerlichen Stillleben schöner Seelen, es verlangt wieder nach Gestalt, nach Objectivität, nach historischer Bedentnng.
Der Eindruck, den Bettinen's literarische Persönlichkeit macht, wenn wir sie als Ganzes auffassen, ist doch eiu unbefriedigender. Sie hat nns einige schone Blumen der Poesie geschenkt, aber sie ist nicht im Stande gewesen, sie zu einem Kranz zn verweben, weil ihr jene Stille, jene Ehrfurcht vor dem Gesetz der Dinge nnd ihrer Nothwendigkeit fehlte, die den Reiz und die Würde der Frauen- ansmacht. Es wird mit allen Emancipationsversnchen nicht anders werden. Die Frauen haben den edelsten Beruf von der Welt, auch ganz abgesehen von ihrer eigentlichen Sphäre, dem Familienleben. Ihr Umgang ist ein wesentliches Bilduugsmittel für den Mann, denn er zwingt ihn, von der Einseitigkeit seiner gewöhnlichen Voraussetzungen abzugehen, er treibt ihn von der Härte endlicher Zwecke in die Totalität des Gefühls zurück, und er lehrt ihn Sinn und Ehrerbietung für Form und Maß. Die Frau dagegen, die diese Vorrechte ihres Geschlechts aufgiebt, muß einen sehr starken Geist haben, um sich eine angemessene Stellung zu erwerben, nicht blos die Fähigkeit zn einzelnen feinen Beobachtungen, nicht blos Reichthum der Phantasie, nicht blos Kühnheit des Gefühls. Nur eine entschieden künstlerische Kraft kann jene zweite Weiblichkeit wieder herstellen, die sich zur uaiven Weiblichkeit verhält, wie die vollendete Bildung znr jugendlichen Unbefangenheit.
Gldenburger Zustände.
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Die Geschichte lehrt, welchen zähen Widerstand die Sachsen Karl dem Großen geleistet haben; wie sie dann, trotz ihrer Bekehrung, einen starken Beigeschmack von Heidenthum behielten, wovon sich merkwürdiger Weise noch bis ans den heutigen Tag viele Spuren finden. Bekanntlich ist der Name und die Zeit des Osterfestes heidnischen Ursprungs; aber auch der durch ganz Norddeutsch-