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Wochenbericht.
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nicht und müßte mit der Axt ausgerodet werden; auch müßte man diese Operation sehr oft wiederholen, da er sehr schnell wieder in die Höhe schießt. Zu dieser Arbeit wäre eine Armee von Arbeitern und zum Schutz derselben eine Armee von Truppen nöthig. Das gerodete Land würde nicht einmal später durch Fruchtbarkeit sür die gehabte Mühe entschädigen, da der Boden zu dürr ist, um andere Pflanzen zu tragen. An und für sich ist der von Sir H. Smith befolgte Plan, die Kaffern durch Hunger zur Unter­werfung zu bringen, indem man sie mit Consequenz bis in ihre Schlupfwinkel verfolgt, 'diese erobert, die Ernten, und Kraals zerstört und das Vieh wegführt, ganz gut. Aber um ihn mit Erfolg durchzuführen, müßten seine Strcitkräfte mindestens noch einmal so stark sein,' als sie gegenwärtig sind, damit die eine Hälfte Einfälle in das Kaffcrn- gcbict machen, die andere die Kolonisten zu Hause schützcp könnte. Letzteres wäre leicht und mit geringen Kosten zu erlangen, wenn daS Ministerium die Colonisten weniger eigen­willig behandeln wollte. Sie wollen recht gern die Vertheidigung selbst übernehmen, wenn ihnen das Mutterland die Freiheit und das'Recht der Selbstrcgicrnng nicht zu karg zumessen will, und hauptsächlich, wenn man sie selbst entscheiden läßt, wie weit sich die Grenzen der Kolonie erstrecken sollen, die jetzt eine ganz unnütze Ausdehnung erhalten haben. Hoffentlich wird die nun in baldiger Aussicht stehende Einführung der neuen Verfassung eine bessere Stimmung der Colonisten gegen das Mnttcrland und eine größere Bereitwilligkeit, selbst Hilfe zu leisten, zur Folge haben. Bisher kam man ihnen so wenig entgegen, daß die Colonisten, die sich als Freiwillige meldeten, nicht einmal Gewehre für sich und Rationen sür ihre Pferde erhielten.

Das Vernünftigste sür England wäre sicherlich, ganz zu dem alten Systeme zu­rückzukehren und den Grenzkrieg den Colonisten allein zu überlassen. In Südafrika be­folgten dieses System bereits die Holländer, als sie an der östlichen Grenze der Cap-, colonie zuerst mit den Kaffcrn in Berührung kamen. Das schöne Vieh der Holländer erregte die Beutelust der Kaffern aus unwiderstehliche Weise. Ein kleiner Grenzkricg entstand daraus, welcher die holländischen Boers veranlaßte, zu gegenseitigem Beistand zusammenzutreten, und ein vollständiges System irregulaircr Vertheidigung, das Commando- system, auszubilden. War einem Boer sein Vieh gestohlen, so lud er seine Flinte, stieg auf's Pferd, rief seine Nachbarn zusammen, verfolgte die Spur des Räubers und schaffte sich selbst Recht. Der Boer behandelte bei diesen Expeditionen den diebischen Kaffer wie ein Raubthicr, und schoß ihn mit derselben Wollust nieder, wie den Löwen, der ihm das Vieh fortschleppt. Aus diese Weise erwehrten sich die Boers ihrer Feinde an der Ostgrenze ^des Caps der guten Hoffnung, und ihre Nachkommen uutcr dem Wendekreis des Steinbocks befolgen heute noch dasselbe System mit Erfolg. 1833 aber wnrde das Commcmdvsystein abgeschafft, und die Folge war, daß, während damals 2000 Mann regulaire Truppen zum Schutz der Colouic vollkommen ausreichten und von 1819 bis 1833 kein Kaffernkrieg von Bedeutung gewesen war, jetzt 10,000 Mann Nichts aus­richten, und daß bereits der dritte Krieg geführt wird, der etwa vier Millionen Pfd. Kriegskosten in Aussicht stellt.

Mißverstandene Frömmigkeit ist die Ursache dieses kostspieligen Umschwungs in der Colonialpolitik. Excterhall, das Hauptqnarticr der frommen Gesellschaften, bei denen der Zustand natürlicher Wildheit und eine farbige Haut allein Anspruch ans christliches Mitleid geben, und die selbst ostindische Seeräuber uud neuseeländische Menschenfresser mit dem Mantel christlicher Liebe gegen die Rache englischer Cavitaine schützen möchten, Grcnzboten. II. 4 60