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Neueste englische Poesie : Henry Wadsworth Longfellow.
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der Rhythmus glcichgiltig aus den tragischen Maße» in Knittelverse, ans, den Knittelversen in künstlich verschlungene lyrische Rhythmen über, Lucifer, der Ma­schinist des Stücks, ist der Gocthe'sche Mephistvpheles, mit seiner unerbittlichen Kritik gegen alles Bestehende und seinem leeren, zweck- und gedankenlosen Trei­ben, nur daß er sich in abgeschmackte Unternehmungen einläßt, ans die unser deutscher Mephistvpheles nicht verfallen wäre. So versucht er iu dem Prolog umsonst, mit Hilfe seiner Lnftgeister das Kreuz vom Thurme des Straßburger Münsters hcrabznreißen. Die Rolle, die er im Stücke spielt, ist eigentlich eine ziemlich undankbare. Er taucht zwar überall iu den verschiedensten Verkleidungen auf, bald als ein reisender Arzt, bald als ein Mönch, bald als ein RechtSgelchr- ter, aber überall ohne deutlichen Zweck und ohne Erfolg. Bei diesem zweckwidri­gen Thun nützt es dem Dichter Nichts, wenn er ihm zuletzt einen tragischen An­schein verleihen will, und mit etwas Milton'schen Reminiscenzen einen Engel sein Verschwinden folgendermaßen schildern läßt:Ueber dem Berge schwebt ein dunkler gigantischer Schatten unter meinen Füßen, eine Finsterniß, die innerlich von lei­denschaftlicher Hitze strahlt, wie eine Stnrmwvlke, die mit Blitzen schwcmger ist. Und ein Schrei des Jammers, von allen Seiten wiederhalleud, tief und laut, als wenn eine Wolke auf die andere schlüge, schwillt an und verrollt in der Ferne u. s. >P." Wir lassen diesenSohn des Geheimnisses" bei Seite nnd gehen zu dem eigentlichen Inhalte des Gedichts über. Zu den Zeiten des Walter von der Vogelweide lebt ein Prinz, Heinrich von Hvheneck, der von einer schrecklichen namenlosen Krankheit befallen ist. Kein Arzt versteht sie zu- Heileu. Endlich schickt die Facultät von Salernv ein Gutachten: das einzige Mittel ist das Blut aus den Adern eines Mädchens, die freiwillig ihr Leben für das Leben des PrinZen giebt. Der Prinz sitzt in seinem Schlosse am Rhein nnd hält einen langen lyrischen Monolog, in dem er seine Krankheit beschreibt, seine Abneigung, zu sterben, ausspricht, und sich nach Ruhe sehnt. In diesem melancholischen Zu­stande findet ihn Lucifer, der im Gewände eines reisenden Arztes zn ihm eintritt nnd ihm eine Flasche überreicht, die sein Leiden lindern soll. Vergebens warnt ihn ein Engel mit den Tönen einer Aevlsharse. Der Prinz trinkt, und sogleich umschweben ihn goldene Visionen, dnstige Nebel steigen auf und gestalten sich zu schönen Landschaften vor seiner glücklichen Phantasie, er kommt, sich vor wie ein glücklicher Liebender, der sein Leben mit Tränmcn verklärt, und sinkt gleich darauf iu Schlaf. Er hat süßen Branntwein getrunken. Mit seinem Ein­schlafen fällt der Vorhang, nud es wird uns nachher in Knittelversen erzählt, was die Mönche, die ihn für todt gehalten haben, mit ihm für HocnSpocus treiben. Endlich erholt er sich in der Hütte eines seiner Pächter.

Dort lebt er vorläufig in melancholischer Zurückgezogenhcit, schnitzt Bogen und Pfeile für die Kinder, und lehrt die Mädchen geistliche Lieder. Eine von diesen, Elsie, ein Gemüths welches ganz von der Idee der Ausvpferuug durch-