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nicht in den wahren Interessen ibrer Bürger, die bedenkliche Nvthignng eines Anschlusses cm das östreichische Zollgebiet sich unwiderstehlich geltend gemacht haben wird, in einer weit minder günstigen Lage znr Aufstellung von Bedingungen befinden werden, als jetzt, wo sie — nach langer nnd reiflicher Ueberlegnng der Sachlage trotz mancher lebhaften Wünsche und. geueigter Stimmungen sich zu dieser Einigung mit dem länder- und völkerreichen Kaiserstaate nicht entschließen können.
UebervölVerung und Auswanderung.
Die wiederkehrende Noth der arbeitenden Klassen wird oft ans „Übervölkerung" und „Ueberproduction" hergeleitet; nnd die Auswanderung gilt als das beste Mittel zur Hebung dieses Uebelstandes. So weit ist man noch nicht gegangen zu behaupten, daß die Vermehrung der Menschen künstlich vermindert, öder ein bestimmter Theil der bereits Geborenen getödtct werden müßte, obmvl es nicht an gelehrten Hebammen fehlt, welche den Krieg als eine höchst nothwendige Sache zur Verhütung übermäßiger Vermehrung des Menschengeschlechts betrachten.
Daß die Begriffe „Uebervölkerung"'und „Ueberproduction" neben einander nicht wohl bestehen können, daß noch weniger der Zustand der vermeintlichen Ueberproduction durch die Übervölkerung hervorgerufen werden kann, das sollte eigentlich des Beweises nicht erst bedürfen. Es begreift sich leicht, daß ein einziger Schuhmacher ein Ueberproduceut sein müßte, wenn er innerhalb eines abgeschlossenen Bezirkes als einziger Mensch lebte und sein Handwerk täglich üben wollte, nnd es leuchtet ein, daß je größer die Bevölkerung eines Bezirks ist, um so größer auch das Bedürfniß nach Producten, also auch nach Producenten sein wird. Wie sich aber demnach der Producent stets da am besten befinden wird, wo die Bevölkerung am zahlreichsten ist, — und die Erfahrung lehrt dasselbe, — so wird aüch diejenige Bevölkerung die glücklichste sein, welche die meisten Producenten zählt. Unstreitig wird hier das einzelne Prodnct am billigsten sein, also jeder Consument, gleichviel ob er selbst Producent ist oder nicht, sich seine Bedürfnisse um den geringsten Werth, d. h. die geringste Arbeit, also deren am meisten verschaffen und damit hier persönlich am reichsten sein könnend Da aber auch jeder Producent mehr an Werth prvducirt, als er consumirt, weil der Lohn, welchen er für die Arbeit erhält, jederzeit geringer sein muß, als der Werth dieser Arbeit, so ist jeder thätige Arbeiter ein werbendes Capital sür das Land, nnd das Land wird daher auch in der Gesammtheit seiner Werthe um so reicher sein, je mehr es productive Hände beschäftigt. >