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leer, oder versammeln blos ein kleines Häuflein einander genau bekannter Leute; man scheut jede delicate Berührung. Man mag sich denken, welchen Eindruck jetzt einmal ein wirklicher Salon macht, wie man sie hier immer zu sehen gewöhnt war, als wirklicher in die Sitten übergegangener Ausdruck der gesellschaftliche Demokratie. Diese seltene Erscheinung bot ein Abend beim ehemaligen Handels- ministcr Louis Bonaparte's, beim gemäßigten Republikaner Bixio. Dieser Mann, welcher früher ein bekannter Arzt und Naturforscher, später der Gründer der Kovuo cles clsux mcmäss geworden uud uoch später als Gesandter in Turin seine politische Lausbahn begann, hatte von jeher das Bedürfniß nach Geselligkeit, nnd wußte unter allen Stürmen der Zeit die verschiedensten weitverzweigtesten Verbindungen festzuhalten, ohne darum sein eigenes politisches Glaubeusbekenntniß aufzugeben. Theils seine eigenen geselligen Talente, theils seine Freimüthigkeit und Dienstfertigst, — zum großen Theile die Liebenswürdigkeit und Anspruchslosigkeit seiner Frau wußten aus seinem Hause ein Asyl intimer Unterhaltung und fröhlicher ungespannter Geselligkeit zu machen. Bixio, der seiner Stellung nach mit deu politischen Notabilitäten und seinen Neigungen zufolge mit deu wissenschaftlichen und künstlerischen Illustrationen in Verkehr getreten war, gewöhnte seine Freunde uud Bekannten daran, sein Haus als ein neutrales Gebiet zu betrachten, und es gelang ihm, seinem Salon diesen Charakter auch während der Republik und anch nach dem zweiten December zü erhalten. Er selbst wird allgemein geachtet, und selbst die Socialisten, deren Gegner er ist, schätzen seinen biedern Charakter, nnd als er im Jnni 1848 während einer Friedensmission als Volksvertreter ans den Barricaden gefährlich verwundet wnrdc, sprach sich unter allen Parteien gleiche Theilnahme für ihn aus. Bixio empfängt täglich, nnd was Paris an ausgezeichneten Persönlichkeiten oder an bemerkenswerthen Fremden besitzt, wird ihm zugeführt. Cavaignac, Lmnoriciere, Lamartine^ Thiers n. s. w., ferner die vorzüglichsten Gesandten, fremde Generale, Künstler n. f. w. sind seinem Salon nicht ganz fremd, ohne daß er einen sogenannteü ^our üxo hat. Nur bei außerordentlichen Gelegenheiten erhalten seine Bekannten die Anzeige, daß Herr und Mad. Bixio an diesem oder jenem Tage zu Hause seiu werden. Für vergangenen Dienstag uun wurdeu ähnliche Avis ausgeschickt, und diesmal galt die Versammlung der Klavierspielerin Clauß, die für jenen Abeud daselbst angesagt war. Schon um neun Uhr waren die Räume seiner Wohnung gefüllt, und die Gesellschaft, die sich da im bunten Durcheinander bewegte, machte leineu ganz eigenthümlichen Eindruck. Da sahen Sie zum Beispiel einen jungen Mann mit dem Hansherrn sich unterhalten, dessen Name nicht erst genannt werden mußte, da sciue Ähnlichkeit mit seinem Onkel ihn als Sohn Jerome Bonaparte's ankündigte. Der Exkönig von Westphalen, der innig befreundet mit Bixio ist, war abwesend, da am selben Abende im Elyfte große Gesellschaft gewesen. Dort auf jenem Diner erregt ein ziemlich lebhafter Kopf unsre