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Ein Blick auf die neuesten Zustände in der Türkei : von einem Serben.
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durch ist nun die Verschwörung eine Thatsache, und Omer Pascha wegen der' Strenge, die er gegen die Raja übt, ein gemachter Mann geworden.

Wer indessen die Raja kennt, muß über diese Possen mitleidig lachen. Die Raja hat niemals ihre Gesinnung gegen die Türken verheimlicht; es weiß jedes Kind in der Türkei, daß die Raja die Türken und ihre Herrschaft haßt und ans den Tag wartet, wo sie diese stürzen kann. Eben so weiß man, daß die Raja ihre Zukunft an Nußland gebunden denkt und von Nußland wenigstens indirecte Hilfe erwartet. Dies sind offene, allgemein bekannte Thatsachen: wozu sollte die Raja also eine Verschwörung angezettelt haben? Eben so widersinnig ist die Klage hinsichtlich der revolutionären Schriften, die von Serbien und Oestreich aus (!) in Bosnien verbreitet sein sollen: wer sollte sie wol leseu, da iu Bosnien, außer den Geistlichen und einigen Kaufleuten, von der gesammten Raja Niemand lesen kann? Oder glaubt mau, daß man unter Serben mit Büchern Revolutionen machen kann? Solche Absurditäten sind denn doch ein Wenig zu arg. Ohne den weisen Einfluß der Geistlichkeit wären die Christen wahrlich nicht so lauge ruhig geblieben; aber an jenen war es, die bewegten Gemüther zu calmiren und Uebereilungen zu verhüten, und ist kein geringes Verdienst, daß sie dies ge­than uud die Kraft des Volkes für bessere Zeiten zu erhalten gestrebt hat. Und jetzt sollte diese nämliche Geistlichkeit leichtfertige Verschwörungen anzetteln und ihre Zutuuft auf eine Karte stellen wollen?!

Aus allen bezüglichen Maßregeln sieht man, daß die alttürkische Partei sich ermannt hat, und die Reformers entweder mit sich fortreißen oder aber vernichten will. Wie ich beide Theile kenne, glaube ich behaupten zu können, daß die Re­formers sich fügsam zeigen werden, zunächst gegenüber der Raja.' Man wird gegen die Raja aggressiv verfahren, und dadurch deren Tendenzen und Entschlüsse zur Reife bringen. Diese Vorbereitungen zur Erhcbuug der Raja gehen indessen, unbeirrt von dem Treiben der übrigen Welt, rnhig und sicher ihren provideuticllen Weg fort, und Niemand wundere sich, wenn er dort plötzlich die Flammen auf­steigen steht; das verborgene Feuer glimmt schon lange.

Luxus und Schönheit im moderne»» Leben.

Die Anlage von Hausbibliothcken.

Jeder wohlhabende Privatmann, der diesen Artikel sieht, möge gütig an­nehmen, daß der Artikel recht speciell gegen ihn geschrieben ist, und daß ganz speciell gerade auf ihn die Vorwürfe gehen, welche den wohlhabenden Gebildeten