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Die Opposition gegen das englische Ministerium.
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Setzt die Opposition ihren Plan durch, so tritt im Mai ein neues Parlament zu­sammen, während das Ministerium bis zum Spätherbste warten möchte. Man konnte sich wundern, daß man auf diese Paar Mouate eine so große Wichtigkeit legt, wenn nicht uoch zwei Umstände dabei in Betracht kämen. In diese Zwischenzeit fällt erstlich die jährliche Revision der Wählerlisten durch die unteren Gerichte. In Eng­land werden nämlich von Amtswegen keine Wahllisten angelegt, sondern der Wahlbe­rechtigte muß selbst für seine Einzcichmmg Sorge tragen, wie auch die Streichung Un­berechtigter nur auf Nachweis der Nichtbcrechtigung und auf Kosten des Antragstellers erfolgt. Da es nun in England ebenfalls genug politische Indifferente giebt selbst in Bezirken, wo viel politisches Leben herrscht, wie in den hauptstädtischen, uud bei Wahlen, denen eine lebhafte Agitation vorhergegangen ist, sind oft nur gegen 30 der Wähler eingeschrieben so bleibt jeder Partei immer noch viel zu thun übrig, um durch Anspornen der Trägen und Glcichgiltigcn die Zahl ihrer Anhänger zu vermehren, und durch sorgfältigste Säuberung der gegnerischen Listen die Stärke der Anderen zu vermindern. Das Ministerium ist dabei immer im Vortheil, weil es Mittel in Händen hat, den Eiser seiner Agenten aus der Staatskasse zu belohnen, während die Gegner auf ihre eigcueu Kräfte angewiesen sind. Auch sind die gegenwärtigen Listen zu einer Zeit angefertigt, wo die Tones eine allgemeine Wähl noch fern glaubten: sie hatten daher keine Veranlassung, sich in dem kostspieligen Eifer, die Zahl ihrer Anhänger zu ver­mehren uud die ihrer Gegner zu vermindern, zu überbieten, während sie jetzt, wo es sich um die Rettung oder das definitive Ausgeben des SchntzzollprincivS handelt, alle ihre Kräfte anwenden werden. Zweitens giebt eine längere Dauer des Parlaments dem Ministerium Gelegenheit, sich ans eine sehr wohlfeile Art populair zu machen, während .es große Sorge trägt, seine uupopulaircn Principien vor der Wahl ganz in den Hin­tergrund treten zn lassen.. Es kann eine Reihe von Gesetzen vorlegen, die an nud für sich sehr wünschenswert!) sind, wie z. B- über die Reform des Kanzlcigerichts. Wollte die Opposition ihren liberalen Principien so weit untreu werden, daß sie diese Gesetze ab' lehnte, so würde ihr dies bei der nächsten Wahl sehr schaden; genehmigt sie diese Gesetze, wie sie gar nicht vermeiden kann, da sie znm Theil von ihr angeregt sind, so verschafft sie dadurch den Tones eine Popularität, die sie dann auf der Wahlbühnc mit Erfolg ausbeuten würden; hätten sie dann erst eine Majorität im Parlament, so träten sie mit ihren schutzzöllnerischcn Plänen offen hervor. Von Lord Derby's stol­zem und ehrenhaftem Charakter ist zwar eine solche unloyale Handlungsweise kaum zu erwarten, aber die diplomatisch rückhaltende Sprache der Hauptpersonen seines Cabi- nets uud die unvorsichtigen. Aeußerungen einiger untergeordneter Mitglied« fordern doch zur Vorficht auf.

Pariser Botschaften.

Ludwig Napoleon fährt fort, durch die Legislatur auch den kärglichen Rest von Rechten, welche er dem französischen Volke noch gelassen hatte, zu seiner Privatunterhaltung zu cvn- fisciren. So bedentnngSlvs und vollständig von der Regierung abhängig, seine nach dem Staatsstreich erlassene Verfassung dasteht, stößt er doch das selbftgcgcbcnc Gesetz aus eigener Machtvollkommenheit wieder um, uud erläßt, um recht zu zeigen, daß er nur seiucn Willen zu Rathe ziehen will, zehn Tage vor dem Zusammentreten des gesetzgebenden