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Rom dem Untergang nahe gebracht, starb als verlassener Flüchtling am Hofe des Antio- chus, und Lord Palmerston, vor dem die tausendjährigen Throne des Continents zitterten, hörte aus die Geschicke Europa's zu beherrschen, weil er officiell gesagt hatte, was Lord Russell pichtossiciell meinte! Das Buch von Francis enthält, außer einer mit großer Unparteilichkeit und Sorgfalt geschriebenen Darstellung der politischen Laufbahn des ehemaligen Staatssecretairs des Auswärtigen, eine schöne Auswahl seiner besten.Reden, und ist Allen, welche die großen politischen Verhältnisse der letzten Jahre an der Quelle studiren wollen, dringend zu empfehlen.
«Pariser Botschaften.
Die Neuigkeiten fließen diese Woche ausnehmend spärlich. Die Werkstätte der großen Politik ist nicht mehr die laute Nationalversammlung, wo jede politische That von ihrem ersten Keime an bis zu ihrer vollständigen Reife im hellen Lichte des Tages heranwuchs, sondern das stille Cabinet des Präsidenten, aus dem das Ereigniß fix und fertig vor die Welt tritt, und sich jede Bemerkung oder Bekrittelung seiner Existenz sehr ernsthast verbittet. Man ist daher eben so schweigsam über das Geschehende wie über das Geschehene, und Paris ist am wenigsten der Ort, wo etwas über französische Politik zu erfahren ist. Nur Gerüchte werden laut, bald von Müßigen erfunden, bald von der Regierung selbst verbreitet, um die öffentliche Meinung mit einer neuen Ucberraschnng nicht allzu sehr zu erschrecken, und nur Gerüchte können wir heute bieten. Sehr beliebt ist das Gerücht von der Wiederherstellung des Kaiserreichs, die bei Gelegenheit der Vertheilung der Adler an die Regimenter stattfinden soll, doch diesmal nicht direct durch Ludwig Napoleon, sondern auf Antrag des Senats. Als Pathen des jungen Empire wurde Jerome Buonaparte und General Hautpoul genannt, die großen Eifer für das noch ungebvrene Kind an den Tag legen.
Wichtiger ist die immer noch nicht ausgeglichene Differenz des Präsidenten mit dem Kriegsminister General St. Arnaud. Man spricht immer noch von seinem Rücktritt, und nennt bald General Canrobert, bald General Damnas als seine Nachfolger. St. Arnaud will nicht in den Plan des Präsidenten willigen, allen Osficiercn vom Bqtaillonscommandanten aufwärts, die mehr als 40 Jahre > Dienstzeit haben, den Abschied zu geben. Da ein Kriegsjahr für 2 Dienstjahre gerechnet wird, kann die Zahl solcher Ossiciere bei einer Armee, von der jedes Regiment mehrere Feldzüge iu Afrika mitgemacht hat, nicht gering sein; man giebt sie sogar aus 7L0 in der Armee von Paris, und auf 1L00 überhaupt an. Das ausgesprochene Motiv zu dieser Maßregel ist, jüugere Kräfte in die Regimentsstäbc zu bringen, das wirkliche Motiv, alle höheren Officierstellen mit Leuten, welche dem Präsidenten unbedingt ergeben sind, zu besetzen, denn Ludwig Napoleon ist mit der bisherigen Gefügigkeit der Armee immer noch nicht zufrieden, und wünscht jede Möglichkeit, daß ihm ein Nebenbuhler aus ihren Reihen erstehen könnte, zu entfernen. Der Plan ist zwar vor der Hand bei Seite gelegt, kann ciber bei der bekannten Zähigkeit des Präsidenten jeden Tag wieder vorgenommen, und ausgeführt werden. Welche Folge es hat. wenn Ossiciere massenhaft wegen politischer Ansichten entlassen oder angestellt werden, oder' die Armee zu einem Parteiwerkzeug gemißbraucht wird, hat Spanien gezeigt, und zeigt Portugal noch. Der Soldat verliert die Achtung vor dem Ofsicier, den er ohne militairische Verdienste befördert, und ohne militairische Verstoße entlassen sieht; der Ofsicier lernt die politische Agitation als ein Beförderungsmittel betrachten, und die Armee, welche den Staat aufrecht erhalten soll, wird zum vornehmsten uud bereitwilligsten Werkzeug der Umwälzung.
Wo so vieles Schwarze ist, soll man auch den kleinsten weißen Fleck rühmend erwähnen. Was man seit 20 Jahren vergebens gegen den Widerstand der Haute sinance durchzusetzen versucht hat, die Conversion der Rente, das hat der Präsident mit