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lieben die Natur und der menschliche Herz!" — so sind das Alles doch nur sehr wohlfeile Anticipationen, durch die sich das Drama ein Relief giebt, die aber auf seinen innern Gehalt keinen Einfluß haben. Der Gutzkow'sche Goethe ist nichts Anderes, als eine Reminiscenz jener Müllner'schen Jnngen, die alle Weisheit dieser Welt durch Offenbarung anticipirt haben, und sie anwenden, um sich so uuausstehlich als möglich zu machen.
Das Stück ist eiu Beispiel für die Charlatanerie uud Effecthascherei, die man so ziemlich in jedem der Gutzkow'schen Stücke nachweisen könnte, jene sonderbare Mischuug von abhängiger Beifallsliebe, die sich in Trivialitäten geltend macht, uud von strebsamer Eitelkeit, die nach Paradoxien jagt.
Gutzkow findet in der Vorrede den Grnnd für den geringen Erfolg seines Stücks in einem merkwürdigen Mangel der deutschen Theater. Es kommen nämlich in dem Stück vier Personen vor, die fertig französisch sprechen müssen, es fänden sich aber unter allen deutschen Theatern etwa nur zehu, in denen so viel Bildnug zusammengebracht werden könne. — Wir wissen nicht, in wie weit dies richtig ist; wir würden es aber in jedem Fall für den kleinsten unter den unzähligen Vorwürfen halten, die man den deutschen Bühueu machen kann. Man kann ein gebildeter Mann sein, ohne fertig französisch zu sprechen. Gutzkow selbst sollte in dieser Beziehung milder urtheilen, da ihm in Folge seines Buches über Paris von Herrn Thiers, der in dieser Beziehung doch einiges Urtheil haben möchte, der Einwand gemacht worden ist, er sei des Französischen zu wenig mächtig, um auch nur zu verstehen, was man ihm sage.
Genrebilder ans dem östreichischen Sndslavenlande.
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Der Grenzer.
Wer den Serben in Oestreich stndiren will, der gehe in die Grenze. Hier, unter einem ganz eigenthümlichen militairisch-bureaukratischen Verwaltungssystem, welches jede freie Bewegung der Nationalität, der Kirche und der Gesellschaft unmöglich macht, mag man am besten erkennen, daß eine gewisse zähe Kraft in dem serbischen Volke liegt. Seit hundert Jahren wird hier deutsch amtirt, in der Schule deutsch gelehrt, für deu Katholicismus als Staatskirche Propaganda gemacht;, aber Alles vergebens, der Serbe ist Serbe geblieben.
Das Leben des Grenzers von der ersten Jugend bis ins späte Alter ist das Leben des Soldaten: ein glänzendes Elend.' Er verbrachte seine beste Zeit im Wach- und Cordondieuste; erstern im Stabsorte seines Regiments, wo er acht