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Culturbilder aus dem Südslavenlande. 1. : Die drei Völkerracen in Kroatien.
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der Fertigkeit, welche sie so geschätzt macht? Ihre gewerbliche Bildung ist ganz traditionell, sie geht vom Vater auf den Sohn über, uud entwickelt sich durch neue Ersahrungen fort. Aber die Leute haben Talent und Sinn für ihr Gewerbe, sie vollbringen daher auch Manches, wovon Vater und Großvater gar nicht ge­träumt hatten. Ich will hier nur des Eisenbahnbaues gedenken, welcher auf der obengenannten östreichischen Staatsbahn selbst tüchtig gebildeten nnd erfahrenen Ingenieuren Schwierigkeiten bot, welche zuweilen von diesen Arbeitern ohne alle mathematischen und geognostischen Kenntnisse glücklich gelöst wurden. Ein anderer bemerkenswerther Fall ereignete sich beim Baue der aus Kroatien nach Dalmatien führenden Straße über das Welebitschgebirge. Die tracircnden Ingenieure hatten sich schwer verrechnet, und man bereitete sich schon vor, der Straße eine andere Direction zu geben, als ein einfacher Arbeiter, der außer dem Bleiloth und der Meßkette kein Instrument kannte, auf dein für impassable erklärten Puukte einen leichten und sichern Uebergang fand uud ausführte, wofür er eine bedeutende Gratisication vom Kriegsministerium erhielt.

Es fehlt dem Volke, selbst der am tiefsten gesunkenen sloweno - kroatischen Nace, nicht an Talent, zumal für mechanische Arbeiten. In der Gegend von. Sissek construirte ein Bauer eiue Mahlmühle nach dem Mechanismus der Thurm­uhr, die er auf der Dorfkirche sah; die Mühle ist seit zwei Jahre» im Gang, und arbeitet so schnell, wie eine gute Wassermühle bei bestem Wasserstande. Ein zweiter Bauer in der Gegend von Tschakowaz an der ungarischen Grenze baute eineu kleinen Wagen, der autodyuamisch drei schwer beladene Lastwagen auf ge­bahntem Wege, wie auf Grasflächen nach sich zieht. Der Mann hatte durck) Soldaten von der Eisenbahn gehört, dieselbe aber nie gesehen, und er meinte, er könnte wol auch solch eineu Wagen bauen, der ohne Pferde Lasten führen sollte. Auf diese Redeu hiu hielt man das Bäuerlein für verrückt, uud bemit­leidete ihu. Der Mann grübelte aber zwei Jahre lang plötzlich erschien er in seinem Dorfe, guf einem Wägelchen ohne Pferde fahrend , vor der staunen- den Menge. In Gegenwart deö Bezirkshauptmanns wurden Versuche mit dieser Locomotive gemacht, die sämmtlich günstige Resultate lieferten. Der Wagen zog Lasten Berg auf uud ab mit bedeutender Schnelligkeit. Der Bezirkshauptmann meldete die Sache der Statthaltern, vou welcher der Bauer eine Summe von 200 Gulden verlangte/nm nach seiner Ansicht einen größern Wagen mit eiser­ner Maschinerie bailen zu lassen, der zur Fortschaffuug größerer Lasten geeignet wäre. Nicht zu vergessen ist dabei, daß der Mechanismus des erstgebauten Wa­gens mit einem Beil und einem Taschenmesser verfertigt wurde; derselbe ist, nach den der Statthaltern vorgelegten, freilich rohen Zeichnungen des Erfinders zu

3) Stehen die einzelnen Genossenschaften unter einander in einem Znsammenhang? 4) Ans wie lange sind die einzelnen Mitglieder« an ihre Genossenschaft gebunden?

Anm. d. Ned.