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Der Gußzink in seiner Anwendung auf Architektur und Plastik.
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alle Zwecke der Architektur, der Wohnung, des Schmuckes in behaglicher uud anmuthiger Häuslichkeit. Bei Betrachtung derselben verfahre ich zunächst wieder geschichtlich. Der erste Versuch, ein architektonisches Ornament herzustellen, wurde mit einer auf dem Dampfmaschinen-Gebäude an der Friedrichsbrücke aufzustellen­den Akroterie nach Schiukel's Zeichnung gemacht. Dann folgte bald der, einen Fuß und sechs Zoll hohe, vierhundert Fuß lange Rinnleisten an der St. Nicolai- kirche zu Potsdam nebst 24- korinthischen Capitälen von 2 Fuß Durchmesser im Juuern, feruer die Chorbrüstuug uud sämmtliche Reliefs und Oruamente au der Kauzel uud Orgel. Das durchbrochene Gitter aus der Bauschule, das Relief im vordern Giebelfelde der neuen Sternwarte, so wie die acht großen, zwei­flügeligen Fenster im Observatorium derselben, die cannelirteu dorischeu uud io­nischen Säuleu in den Fenstern des Ministeriums des Innern sind von Ziuk gegossen. Unter den vielen Balcons, Consolen, Vasen, Akroterien, Thürver­zierungen u. s. w. an Privathäuseru ist die Bekleidung der Fci^ade des Güsse- feld'schen Hauses in der Poststraße zn nennen, welche bei einer Frontlänge von mehr als fünfzig Fuß uud fünfzehn Fuß Höhe des Untergeschosses sieben Bogen­stellungen, sämmtlich aus gegosseuem Zink, umfaßt. Eben so sind am russischen Gesandtschaftshotel die Thüreinfassung nebst Verdachung, das große Wappen an der Attika, so wie der gauze Balcou, ein schwerer uud solider Bautheil mit geschmackvollen Arabeszirungen und einem Czarenkvpf im Medaillon der Mitte, gegossen. Im Inner« des königlichen Schlosses fand der Zink vielfache Anwen­dung. Mehrere vergoldete Tischfüße, der große Nahmen zu Beudemaun's Ge­mälde, Jeremias auf den Trümmern von Jerusalem, die Thürornamente im Rittersaal, die Caudelaber iu deu Parade-Kammern, die Thüren uud Superporteu in der Bildergalerie, die Candelaber zur Gasbeleuchtung an der Wendeltreppe und im Schweizersaal, so wie die Armleuchter daselbst au deu Wände« uud mehreren Gesims-Nestaurationeu im Hofe sind sämmtlich in diesem Metalle aus­geführt. Als umfangreiche Arbeit ist das Hauptgesims der Universität mit drei Fnß Ausladung in einer Länge von gegen ziveitauseud Fuß zu erwähnen, uud als eben so schön wie interessant die Thurmspitzeu der Klosterkirche mit den Galerien uud dem großen Giebelfenster derselben. Die Klosterkirche, Berlin's älteste Kirche, ein im reinsten gothischen Style ausgeführtes Gebäude, wurde vor einigen Jahren restaurirt, und erhielt ihren Hauptschmuck durch jene trefflichen Ar­beiten in Zinkguß. Namentlich ragt die vierundzwanzig Fuß hohe Mittelspitze in vollendeter Feinheit der durchbrochene« Rosetten-Arbeit zwischen den Nippen her- vvr, die oben den sich öffnende« Blumenkelch tragen mit Knauf uud Kreuz. Die Nebeuthürme mit gothischen Spitzen uud allerlei Zierrath, so wie die Formen des Fensters stehen jener graziösen Arbeit würdig zur Seite. Nach der Straße zu hat mau später den Platz, auf welchem die Kirche steht, durch einen Arcaden- gaug begräuzt, was an sich ein sehr hübscher Gedauke wäre, hätte mau uicht Greuzbotm. I. ->8ö2.