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Ihr materieller und fcictischer Sieg war nur eine Folge ihres moralischen^ der für die öffentliche Meinung des Landes bald ausgemacht war. In der Rati- fication des Septembervertrags aber erkennen wir ohne Mühe einen doppelten Fortschritt: den des preußischen Einflusses in Hannover, den uusre Hoffnungen auf die Zukunft unsres Staats nicht entbehren können, und einen erfreulichen Fortschritt zugleich für die nationalen Tendenzen in Deutschland, denen die materielle Einigung endlich auch auf geistigem nnd politischem Gebiet den lange erkämpften SiegeSpreis verschaffen wird.
Zeitgeist und Werner Geist.
Von Jeremias Gottbels. 2 Bde. Berlin. Springer.
Wir haben mit großem Eifer die Sache des schweizer Volksdichters verfochten, weil wir in ihm eine Wahrheit des Gefühls, einen Reichthum und eine Sicherheit der Anschauungen fanden, die wohl verdienten, unsrer Zeit als Mnster vorgehalten zu werden. Das gegenwärtige Buch, welches aus uns, wie auch wol auf die meisten seiner Leser einen sehr unangenehmen Eindruck gemacht, hat, veranlaßt uns, einmal auch auf die Schattenseiten seines Wesens einzugehen. Anerkennung hat Jeremias Gotthelf jetzt hinlänglich -gefunden, das bezeugt am besten der Absatz seiner Bücher. Jetzt muß das Publicum, welches nur zu geneigt ist, sich bei einer berühmten Erscheinung an diejenigen Seiten zu halten, die unmittelbar hervorspringen, die aber nicht immer die rühmlichsten sind, vor einer Ueberschätzung gewarnt werden, die auch auf die übrigen producirenden Schriftsteller einen nachtheiligen Einflnß haben könnte. Ja, bei der gesunden Kraft und dem unerschöpfliche« Leben, welches wir überall bei ihm finden, läßt es sich sogar hoffen, daß der Dichter selbst zu einer nähern Prüfung seines Dichtens, Denkens und Empfindens getrieben werden kann.
In der Vorrede spricht sich Gotthelf darüber aus, daß viele seiner Freunde ihm abgerathen haben, sich mit der leidigen Politik zu beschäftigen, er könne aber diesem Rath nicht folgen, denn das Wesen dieser von ihm angefochtenen radicalen Politik bestehe eben darin, daß sie sich in alle Lebensverhältnisse dränge, das Hciligthum der Familien verwüste, alle christlichen Elemente zersetze. „Politisches Leben heißt man das Leben der Politik, das Vergessen alles Andern ob der Politik, das GefangengenomMenmerden von der Politik. Politik ist nun' aber nicht das Vaterland, Politik ist nicht die Gemeinde, Politik ist nicht die Familie; Politik bezieht sich weder auf die Seele, noch auf Gott/' .... „Politisches Leben ist eine Art von Krankheitözuftand, welcher überwunden werden muß, eine
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