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rcnd um den Kops zartere Zeichnung ursprünglicher anspricht. Wenn diese Blätter auf die Höhe der italieuischen Kunst versetzten, so verdienten die von Rubens, gleichfalls aus der Sammlung der Erzgroßherzogs, kein minderes Interesse. Vou zwei Brustbildern mnß das eine, ehemals Lord Arundel genannt, das, wie es scheint, für den Kupferstich sorgfältig und sehr klar gezeichnet ist, doch vielleicht au treffendem Geist und Leben dem andern, einem mit Bleistift nur skizzirten Bildniß des Malers Frauck, den Preis lassen. Ein drittes Portrait, in Sepia, hat schon mehrmals den Namen gewechselt. Es stellt in einer Umlau- bnng von Palmen und Lorbeeren einen fürstlichen Feldherrn dar, der, geharnischt, den Commandostab in der Rechten, aber das lockenreiche Haupt unbedeckt, auf einem Schimmel uns eutgegenreitet, dessen Kopf und Bug uugemein kräftig und lichtvoll heraustritt. Höchst genußreich siud ferner zwei historische Compositionen des großen Brabanters, das Gastmahl des Herodes, uud die Rache der Tomyris, wovon sich die Gemälde, vom erstern aus Schloß Christiansbnrg, vom letztern im Louvre befinden. Die Kreidezeichnung des Gastmahls, auf bläulichem Papier, läßt an einigen Stellen, bei der Figur des Herodes, den Händen der Salome, die mit dem Haupte des Täufers auf der Schüssel zu ihm herantritt, u. A. ein Auffrischen und ungenaues Herstelleu vermuthen. Aber die Wirkung 'des Ganzen ist meisterhaft, und der Charakter der Köpfe steht hoch über der Nachbildung im Stiche des Bolswert. Der Ausdruck verderbter Jngeud in der Erscheinung der Salome, des übermüthigen Lächelns einer schönen, aber intrignant kühnen, frech selbstgewissen Frau in der HerodiaS, dann an der Hofdame hinter ihr das zerarbeitete, iu gemeinen Leidenschaften erkaltete Gesicht, prägen sich eben so lebhaft ins Gefül)l, als der schauerliche Contrast des ganzen Moments, dieser Cvntrast des Pruuks der Tafel, hier des Pageu- uud Affenscherzes, da der hoch hereinschwebenden Prachtschüssel, dort der lärmenden Mnsik, mit der Abstnfnng von trägem Aufmerken, verhaltener Unruhe, Ausstörung, Entsetzen, die, so dicht verbunden, so gewaltig bewegt durch die Lebemänner-Gestalten der Gäste hingeht. — Dieselbe Charaktermacht hat die andere Zeichnung, die, trefflich erhalten, durch wenige mäßig angewandte Töne zn einer unbeschreiblichen malerischen Tiefe und Harmonie gebracht ist, so daß man bei einigem Verweilen keine Zeichnung mehr, sondern ein herrlich gestimmtes Gemälde schaut. Das Helldunkel der Frauengruppe hinter der Königin Tomyris, die zarte, lichte Modellirung des Fleisches an dem Jüngling, der beschäftigt ist, auf der Königin Befehl das Haupt des CyruS in ein Gefäß voll Blut zu tauchen, die euergifche Zeichuuug dieses Eroberer-Hauptes, das plastische Gewicht und höchste individuelle Leben der schweigend, stolz und mit naiver Spannung znschanenden Massageten, die ganze unwiderstehliche Realität und schöpferisch leichte Klarheit der Darstellung ist mit nichts Anderem auszudrücken, als mit dem vollen Begriff des GeninS, den der Name Rubens bezeichnet. — Ein jedes solche Blatt ist, weil uner-