Beitrag 
Pariser Botschaften.
Seite
236
Einzelbild herunterladen
 

23«

klingenden Namen zu bereichern! Der seiner Person zn leistende Eid vollends hat einen geheimen Sturm herausbeschworen, selbst in der Armee, und es wird ihm kaum Anderes übrig bleiben, als von dieser Maßregel wieder zurückzukommen, wie von den Wahlen nach Registern auch. Louis Napoleon scheint an seine Sieben Millionen Stimmen selbst zn glaubeu, uud es geht ihm in dieser Be­ziehung nicht besser, als deu anderen Negierungen. Diese haben Frankreich da­durch zu Grunde gerichtet, daß sie seine Ueberraschung, seine Servilität im Mo­mente der Uebermannung für freiwillige Ergebenheit nahmen und vergaßen, daß jeder Tag in diesem vielbeweglichen Volke nene Veränderungen hervorruft. Die Leute, die ich in den ersten Tagen nach dem Gelingen des unbegreiflichen Er­eignisses ganz betrübt und verzweifelt herumgehen sah, sind nun wieder anßer sich, weil selbst die Neactionaire vom reinsten Wasser Halloh schreien. Diese Opposition, die sich langsam, aber mit unwiderstehlicher Zuversicht geltend macheu muß, wird uns nur um so größeren Druck von oben bereiten, bis die Geschichte eines schönen Morgens platzen wird, wenn man es am wenigsten erwarten dürfte. Die Kaiserparodie werden wir aber aller Wahrscheinlichkeit nach doch noch zu verwin­den haben, und Angustulus nach Augustus ist schon da gewesen, und wird noch ein Blatt in der Geschichte füllen. Die Legitimisten, die schon ihren Grund­sätzen gemäß an diese Entwickelung glauben müssen, wünschen sie herbei, weil sie hoffen, dann um so sicherer an die Reihe zu kommen. Louis Napoleon erweist ihnen aber einen schlechten Dienst, indem er sie von den Verfolgungen der Or- leanisten ausnimmt. Das Märtyrerthum dieser kann sich in einem gegebenen Mo­mente leicht besser rentiren, als gut wäre.

Neue Bücher.

Drei Operndichtungen nebst einer Mittheilung an seine Freunde, von Richard Waguer. Leipzig, Breitkopf und Härtel. Bei der unermüdlichen Thätigkeit Wagner's sind wir sehr schnell in die Lage gesetzt, auf die Kritik seiner vor einigen Monaten erschienenen Schrift über Oper und Drama hier eine zweite folgen zu lassen. Er erklärt in der Vorrede, daß er nun zum letzten Male als Literat dem Pu- blicum gegenübertrete; seine nächste Leistung werde das Kunstwerk der Zukunft sein, mit dessen Erscheinen er früher die Menschheit ans die Zeit vertröstet hatte, wo die Staaten abgeschafft sein würden. Bei der begeisterten Theilnahme, die er jetzt in Weimar ge­funden, concentrirt sich ihm die Vorstellung der idealen Menschheit aus den Localbegriff Weimar. Dort wird in einem eigens dazu angesetzten, vier Abende hindnrch währenden Fest sein Kunstwerk der Zukunft aufgeführt werden, von dem er uns mittheilt, daß es den Mythus VM Siegfried behandle, und daß es eine praktische Ausführung seiner neuerdings gewonnenen Theorie über die Alliteration, die Incinandcrbildung der orchesteri­schen Motive durch Ahnung und Erinnerung zc. sein werde. Da wir über die Theorie