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Dafür sorgt der Verein wahrhaft väterlich für das Fortkommen seiner Kolonisten; er übt vorläufig die oberste Verwaltung in der Colonie durch den von ihm erwählten Director, gegenwärtig ein Herr von Frankenberg, früher Hauptmann in schleswig-holsteinischen Diensten, bewährt als guter Officier und Mann von Charakter; wogegen die Kolonisten in allen Communalaugelegeuheiten sich selbst regieren; der Verein sorgt in den ersten Jahren der Kolonisation für wohlfeile Nahrungsmittel, für die übrigen Lebensbedürfnisse, Acker- und Handwerksgeräth, für Sämereien u. s. w. zu billigeu Preisen, uud hat zu diesem Zweck gleich im Anfang Magazine und einen Pflanzengarten angelegt; er hat bereits einen Prediger, Apotheker, Arzt und Schnllehrer hingesandt, hat sich verpflichtet, zum Aufbau der ersten Kirchen uud Schuleu und eines Hospitals wenigstens die Hälfte herzugeben, außerdem Landstraßen,.Mahl- und Sägemühlen auf seine Kosten zu errichten, die Aerzte und Lehrer, Behuf unentgeltlicher Verpflegung und Erziehung der Aermereu, zu dotiren. Diese verständigen Maßregeln stehen nicht auf dem Papier, sondern find kräftig ins Leben getreten. Das Verhältniß der jungen Colonie zu dem Vereiu ist ein vortreffliches, Wohlwollen ans der einen Seite nnd Vertrauen auf der andern, so groß, daß es eine wahre Freude ist, die Berichte und Privatbriefe der einzelnen Kolonisten zu lesen.
Unter dem 26. Grad südlicher Breite liegt die Insel mit der Stadt San Francisco am Eingänge einer Bucht, welche der atlantische Ocean in das Festland von Brasilien eingeschmtteu hat. In den hintern Theil der Bucht fallen außer dem San Francisco zahlreiche kleine Küstenflüsse, welche das Gebiet des Vereins durchschneiden. Das Land ist größtenteils mit dichtem Urwald bedeckt, dessen dunkele Schatten und phantastische Formen den ersten Ansiedlern einiges Herzklopfen gemacht haben. Dort ist an dem kleinen Mathias>Fluß, eine Viertel- Tagereise von San Francisco, die erste Ansiedelung des Vereins, Schrödersort, aufgebaut. An drei Straßen, der norwegischen, schweizerischen und deutsche», ziehen sich bis jetzt die Ansiedelungeil der Kolonie hin. Das Klima ist im Winter bedeutend wärmer als bei uns, im Sommer wenig heißer, die Luft rein und gesuud; die Culturen der tropischen Zone und unsrer gemäßigten sind hier neben einander möglich. Das Terrain des Vereins ist im Stande, weit mehr als 20,000 Ansiedler zu fassen, und eine Erweiterung desselben nicht unwahrscheinlich. Der Kaiser von Brasilien und seine Regierung haben dem Director der Colonie bei seinem Besuche in Rio zahlreiche Versichernugen ihres Wohlwollens uud ihrer Sympathien mit dem Unternehmen gegeben. Wir können nicht besser in das Leben der Colonie einführen, als wenn wir einen Auszug aus dem Bericht, welchen Director v. Frankenberg nach seiner Ankunft in der Colonie dem Verein machte, mittheilen.
„Sehr lieb war es mir, zn hören, daß Herr E. Schröder noch auf der Colonie sei; er schickte uns den folgenden Tag ein Boot, mit dem wir mit der