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Vor dem Hauschöre der Station hält ein Policcman Wache. Wir treten ein. Wir gehen durch eine lange enge Flnr. Wir stehen in einer nackten Stnbe. Darin ein Casernenlager. Auf diesem Constable Clark tief eingeschlafen, schnarchend. Er war eben von einem neunstündigen Rnndgange todtmüde zurückgekommen. Wir wollen ihn nicht stören.
Im rechten Winkel der Stube zeigt sich uns eiu durch uiedriges Holzgitterwerk abgegrenzter Raum für Gefangene; gegenüber ein Fenster, so hoch, daß es einem Manne von mittler Größe bis in die Mitte der Brust herabreicht, hinter welchem ein Jnspector Tag nud Nacht postirt ist, um Klagefälle anzuhören.
Treten wir durch eiue Tapetenthür in das Bureau des Jnspectors, dessen Fenster wir in der ersten Stube geseheu habe». Es ist eine Amtsstube, wie wir sie in England und Deutschland überall finden, gran, uuheimlich, tinteubespritzt; Kamin, Schreibtische, Gaslampen, Schriften und Folianten in den hohen Wandfächern, und eine Schwarzwälder Uhr mit langem, knarrendem, bedächtigem Pendel, das sich Mühe giebt, der Stnbe etwas Wohnlichkeit einzusticken.
Sechs kleiue Corps von Cvnstablern verschwinden durch die Hausthür, und marschiren nach den verschiedenen ihnen angewiesenen Richtungen im Stndenten- ^ Gänsetritte durch die Straßen, denn es ist ihnen, um dem Publicum das Trottoir frei zu lassen, nicht gestattet, paarweise zu gehen. Die Reserven verbleiben in der beschriebenen Vorderstube, wo Mr. Clark uoch sehr laut schnarcht. Einer der Jnspectoren nimmt Oberrock und Hnt, um eine Tour zu machen. Der andere bleibt im Bureau, um die Rapporte uud Klagen in Empfang zu uehmen.
Die letzteren lassen nicht lange ans sich warten.
Da kommt ein kleines, hageres Männchen -— Mr. Spills nennt es sich — mit dünnem Backenbart nnd großer Beweglichkeit an die Fensterluke des Bureau's, mit ihm ein ältlicher, wohlgekleideter, behäbiger, respectabel aussehender Herr in branner Weste, die ihm über den Banch reicht, auf dem ein kleines Lorgnon an einem breiten Bande ab und zn baumelt. Das ist der Beklagte, Mr. Spills ist der Kläger. Aber mau mnß eben die Gewandtheit und Ruhe eines englischen Polizeiinspectors haben, um die Klage des kleinen Mr. Spills zn verstehen, so mannichfach ist seine lange Erzählung von Club-, Jagd- und Fischerknnstanödrücken dnrchwebt uud durchflvsseu.
Der unglückselige angeschuldigte Gentleman, so scheint es, hatte vor einer halben Stunde etwa — aus purem Zufall — seinen Weg nach dein Strand gefunden. Am Strand giebt es nun ein Paar hundert Hansthüren, aber der Gentleman wollte durchaus au keiuer anderu klopfeu und schelle» und pocheu, als gerade mir an der von Mr. Spills. Keine andere Thür schien ihm für diese Operation so passend gelegen. Wärmn? Ja, das weiß weder der Kläger, noch der Angeklagte, uoch sonst ein Mensch. Beklagter kennt den Mr. Spills nicht,
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