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Luxus und Schönheit im modernen Leben : der Ungarwein.
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verschiedenen aromatischen Geschmack innig verbnnden ist. Er scheint eine Eigen­thümlichkeit der edelsten blauen Ungartraube, der Kardaka.

In der Nähe von Fünfkirchen, welches selbst mächtige Weinberge hat, ge­deiht der berühmte Rothwein von Vill-Iuy, von Farbe duukclgrauatroth, selbst im hohen Alter noch etwas süß; der Geschmack der Kardaka hat bei ihm noch etwas von dem Aroma der Erdbeeren. Im Tolnaer Comitat ist der rothe Wein von Szetszard berühmt; er ist sehr weich, früh reif nnd wird nicht gut älter, als zwei Jahr. In dieser Zeit ist er leicht an seinem hvnigartigen Geruch zn er­kennen.

Zn deu ältesten Rebenpflanznngen gehören die blauen Trauben des Kirchenreichen, frommen Erlau uud seiner Umgegend. Der edelste Wein des großen Bezirks ist der des Egidyberges, der sich langsam bis zum vierteu und fünften Jahre im Keller entwickelt. In günstigen Jahren bereitet man ungefähr seit dem Ausauge dieses Jahrhunderts ans Trockenbeeren einen Ansbrnch nach der Methode von Tokah. In demselben Comitat (Heveser) liegt das kleine Weingebirge von Vi- sonta mit sehr berühmtem Rothwein. Es sind dort seit etwa 30 Jahren auch Nheinweinreben gepflanzt worden. Ferner das kleine Gebirge von Apcz (Apser Wein) an der Zagyva. Die Ausbeute ist genug, aber vorzüglich, uud meist im Besitz von Edelleuten. Der Wein ist ein Rival deö Villaner.

Weit uuteu im Süden erhebt sich zwischen der Frnska Gora uud der Save eiue Hochebene, deren Abfall längs der Donau mit den Neben von Syrmien bedeckt ist. Karlowicz bildet den Mittelpunkt der Landschaft, die zn den schönsten in Ungarn gehört, auch ihr Wein ist unter dem Namen Karlowiczer Wein weltbekannt. Dort war es, wo der römische Kaiser Probns seine Legionen die ersten Neben in Ungarn pflanzen ließ, nnd dort wurde er von den über die Arbeit mißvergnügten Soldaten ermordet. Karlowicz, Peterwardein, Kcnnenicz, Jllok, Cserevicz und mehrere grie­chische Klöster sind berühmt durch ihre vorzüglichen Lagen von rothem Weine. Bei Nakovacz wächst ein sehr schwerer weißer Wein. Die rothen und Schillerwcine Syrmiens zeichnen sich durch ihre frühe Reife, ihreu Geist uud ihre Milde aus. Der Wein hat in guten Jahren viel Süßigkeit, welche auch durch die Gährung nicht ganz in Weingeist aufgelöst werden kaun. Ansbrnch wird nicht sür den Handel bereitet, dagegen ein eigenthümliches Getränk, das im ganzen Lande uuter dem Namen Tropfwermuth bekannt ist, und in mehreren anderen Gegenden ebenfalls fabricirt wird, aber nirgend mit gleichem Ruhme. Dieser kostbare Trank wird dadurch bereitet, daß man Most aus den besten Trauben abzieht, daun dnrch Ofenwärme zum Gähreu und Schäumen bringt, durchseihet nnd iu kleiue Fäßchen füllt, in welche verschiedenes klein gestoßenes Gewürz, darunter Wermuth, gethan ist. In diesen Fäßchen macht der Wein seinen Gäh- rungsproceß durch, darauf füllt man ihn in starke Flaschen, und verwahrt diese in kühlem Keller. Dies Recept war früher ein großes Geheimniß. Der wür-