Beitrag 
Hans Jörgel-Weis.
Seite
417
Einzelbild herunterladen
 

417

Hans Jörgel-Weis*).

Der Name Hans Jörge! ist gewiß Jedem der Leser schon bekannt. Unter diesem Titel erscheinen seit vielen Jahren Briefe im Wiener Dialekte, welche sich die Aufgabe stellen, dem östreichischen Landvolke eine Lecture zu biete». Ein gewisser Herr Weis schrieb diese Hefte im gemeinsten Style; aber begünstigt durch das vormärzliche Pvlizeisystem, welches kleine Sittcnverletzungen duldete, um von den politischen Fragen abzulenken, welches den Theaterklatsch hätschelte, um alle ernsteren Erörterungen zu verhüten, erwarb sich diese periodische Schrift ein großes Lesepubliknm. Dienstbotengeschichten, kleine Prellereien, Ballbegebenheiten, Reeeusentenscandale u. dgl. m. waren die Themata, welche diese Volkszeitung im Jargon behandelte. Die Märztage machten den Hans Jörgel plötzlich zum Politi- cus, er legte sich den Beinamen constitutivnell zn, und kramte seine Weisheit aus. Der Verlust an Abnehmern war aber eine deutliche Demonstration, daß Hans Jörgel nicht als politischer Weiser betrachtet werde, und er verfiel darauf, durch größere Gemeinheit das Fehlende zu ersetzen. Alle Phasen der Revolution durchmachend häufte Hans Jörgel aus den Reichstag, auf die Aula, auf Pillers- dorf, auf die Juden und auf alle Welt, die nicht seiner Ansicht huldigte, die maßlosesten Beschimpfungen, pochend auf seine Verdienste um Staat, Thron, Ord­nung und wer weiß was noch. Leider wollte man diese großen Verdienste nicht gehörig würdigen; Hans Jörgel veranstaltete eine Todtenfeier für Latour, sammelte Gelder für Soldaten und Stiftungen, aber - es wollte doch Niemand mit Hans Jörgel zu thun haben. - Endlich wurde er auch in seiner Blöße dargestellt, und zwar in Heften, welche iu gleicher Form und in gleichem Dialecte erschienen; man wies ihm seine Ignoranz, seinen Farbenwechsel, seine Spekulation ans die Jmmo- ralität des Baueruvolkes, und besonders sein Denunciautenthum vor, denn jedes Heft war eine Denunciation bei der Militärgewalt. Hans Jörgel wußte nichts Besseres, als die Kläger zu verklagen, und es dürfte interessant sein Eini­ges au? seiner Eingabe bei der k. k. Stadtkommandant^ zu vernehmen. Hans Jörgel klagt:daß das Volk offen zum Morde gegen ihn aufgefordert werde, es soll ihm den Gnadenstoß geben, da er schlechter als ein Dieb ist."Es gibt keinen Ausdruck der Entehrung," schreibt Hans Jörgel-Weis, ,,der nicht gegen mich angewendet ist. Ich erlaube mir daher, um Schutz zu bitten, da ich sehr be-

*) Man vergleiche einen früheren Artikel von anderer Feder- Wiener Seitungtn und Zeitungshelden.

, Grenzbvten. «- 1850. 53