39
Ein Blick auf unsere Partei aber, die den Namen der Kleindeutschen sich gern gefallen läßt, weil sie die Kraft fühlt, aus dem kleinen Territorium unseres Bundesstaats ein großes Reich zu machen, erfüllt schon jetzt mit Freude und Stolz. So viele tüchtige Menschen, so viel Wärme, Ehrlichkeit und Klarheit, so festes Zusammenhalten und so brüderliche Herzlichkeit! Unsere Parlamentsmänner sind die größten Talente des Vaterlandes und unsere Zeitungen die besten und am meisten gelesenen. Ueber die Grenzen des jetzigen Bundesstaats hiuans, überall wo sich Intelligenz und ein verständiges Erfassen des eigenen Vortheils zeigt, entstehen uns Freunde und Verbündete. Im „treulosen" Sachsen, in Hannover, in Wür- temberg, ja auch in Baiern nnd sogar in Oestreich leben eifrige Bundesgenossen, und überall zählen sie zu den Männern, auf welche ihr engeres Vaterland stolz ist. Seit vorigem Sommer, seit der Zusammenkunft in Gotha hat unsere Partei sich fast täglich vermehrt, am Thermometer der deutschen Presse ließ sich die steigende Wärme deutlich wahrnehmen. Und unsere Gegner im Anfang so einig, uns unpraktische Verkehrtheit vorzuwerfen, stehen jetzt rathlos und wissen sich nur dadurch zu verschanzen, daß sie alle engherzigen Vorurtheile, welche sie in ihrem Kreise finden, gegen uns in Harnisch rufen. Die kleiudeutsche Partei bildet jetzt eine Verbindung, so groß in ihrer Ausdehnung, so sicher auf ihrem Wege, wie wir in Deutschland noch gar keine gehabt haben. Denn wohlverstanden, sie hat das charakteristische Kennzeichen einer gesunden politischen Agitation, sie ist eine Vereinigung für Durchführung nur eures großeu Zwecks und zwar eines sehr genau formulirten. Hat sie ihre» Willen durchgesetzt, so hört sie von selbst auf zu leben, und neue Parteiverbindungen werden ihr folgen. Schon jetzt ist klar, daß in der kleiudentschen Partei die beiden politischen Gegensätze unseres künstigen Staats- lebens, die Cvnservativen uud Liberalen, verbunden bei einander liegen, wie in der geschlossenen Knospe die gegenüberstehenden Blätter der Blülhe. Jetzt aber kommt es für unsere Nation viel weniger darauf an, die Zukunft mit scharfsinnigen Vermuthungen abzuwägen, sonder'/vielmehr mit festem Willen und ohne Wanken auf die nächsten Schritte zu sehn, welche sie thnn soll. Und in diesen Wochen ist, wir wiederholen es, die erste Pflicht zu erfüllen, für Erfurt gute Wahlen zu treffen.
Ein Brief von Kaiser Faustin I.
Großes Aufsehen erregt in Paris ein Schreiben aus Haiti. An den kaiserlich haitischen Abgesandten und Menbeleintaufer, Herzog von Trou-Bonbon, der sich in Pariser Magazinen und Mvdehandlungen einer hohen Popularität erfreut, ist nämlich eine Note des Kaisers Fanstin angelangt. Zwar sagen Viele, die in diplomatischen Angelegenheiten scharf unterscheiden, das Aktenstück habe nicht die Bedeutung einer Note, sondern sei lediglich eine Depesche, nicht zur schriftlichen Uebergabe, nur zur mündlichen Evmmunication an Obilon-Barrot bestimmt; wie dem auch sei, das Schreiben, wenn es auch keinen Eindruck auf die Börse gemacht hat, ist insofern merkwürdig, als es von Faustin I. selbst dem Herzog de la Marmelade in die Feder diktirt ist uud den Beweis liefert, daß Se. Majestät mehr als eine schwarze Karrikatur seiner europäischen Vorbilder und Ideale ist. Die Cultur mag am Staate Haitr noch mancherlei Ecken nnd Rauheiten abzulecken haben, gewiß bleibt, daß der neue Hof dieser ehemaligen Republik mit allen Feinheiten des diplomatischen Sprachgebrauchs vollkommen vertraut ist; nnd diese schätzenswerthe Errungenschaft dürste zur Consolidirnng der Faustinischen Macht nicht wenig beitragen. Das Schreiben lautet, aus dem hergebrachten Diplomatenfranzösisch getreu übersetzt, wie folgt: