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Ungarische Zustände.
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zogen, im Weigerungsfälle massacrirt hätten; vergebens, er bleibt compromittirt und m> sich pnrificiren.

Was heißtpnrificiren"?Pnristciren heißt", könnte mancher Purificirte demonstriren,gewisse rimde, weiße oder gelbe, aber jedenfalls metallene Plätt­chen aus der Hand des Purificandns in die Hand des Pnrificans gleiten lassen, dabei eine gewisse Formel von Gntgesinntheitsversicherung hersagen, nnd das Versprechen hinzufügen, gegen die verdammten Kossuthianer unerbittlich zu sein." Außer dieser sehr ergiebigen Quelle der Pnrisieationen gibt es noch an­dere, die, wenu auch nicht fließen, doch immer rieseln. Will Jemand, der nur je ,M6ri Xo88uM" gernfen, oder eine Nationalcocarde getragen hat, nach einem benachbarten Comitate reisen, und erscheint, um sich eiuen Paß zu lösen, so wird ihm ganz leise und achselznckend die Bemerknng gemacht:Ja, Frennd, Sie sind 'mal ein Individuum, mit dessen Vergangenheit die Regierung Sr. Majestät sehr Ursache hat uuzufriedeu zn seiu; ich bedaure sehr, aber ich darf gegeu meine Instrnction nicht handeln, Sie müssen sich also erst ausweisen, was Sie denn eigentlich ans Ihrer Reise unternehmen wollen" u. s. w. Die Art des AnSweises ist wie beim Pnrificiren. Wie gewissenhaft nnd für das Wohl der Bevölkerung be­sorgt übrigens unsere Beamtenschaft verfährt, soll folgende Thatsache beweisen. Ich habe sie von einem Angenzengen, der bei der Entwirrnngsscene des drolligen Stückes zugegen war. Als vor uicht lauger Zeit iu mehrern Gegenden unseres Landes die Viehseuche herrschte, hatten sich die verschont gebliebenen Comitate von den angegriffenen abgesperrt, nnd Jeder mußte auf deu Viehmärkten einen SanitätSpaß über sein zu Markte gebrachtes Vieh vorzeigen. Indeß kam ein Knpetz (Händ­ler) ans die glückliche Idee, iu sciuer vou der Viehseuche heimgesuchten Gegend einen beträchtlichen Trieb trautes Hornvieh zusammenzukaufen, und sich in einem andern, gesunden Comitate einen Paß für sich und seine gehörnteil Reisegefährten bei einem sehr gefälligen Beamten einznlösen. Die Sache hatte natür­lich keine Schwierigkeit, nnd unser Kupch erschien mit seinem Einkauf auf dem Markte der beuachbarteu Stadt G. Unter der eingeschmuggelten Waare befan­den sich auch eiu Paar schöue Ochseu, die einem reichen Bauern gehört hatten, der an ihnen einige Symptome der Seuche wahrnahm, nnd sich beeilte, sie an un­sern Knpei; zu veräußern. Da aber der Bauer uicht lauge ohue Horuvieh blei­ben konnte, so trng er seinem Schwiegersohne, der indem benachbarten Comi­tate wohnte, auf, ihm bei erster Gelegenheit ein gntes gesundes Paar Ochsen einzukaufen. Der Schwiegersohn, welcher eben den Viehmarkt zu G. besuchte, beeilte sich, den Auftrag seines Schwiegervaters zn erfüllen, und da er unsern Kupetz mit guteu Documenteu versehen sah, so stand er nicht an, das schöne Paar Ochseu welche keine andern waren, als die seines Schwiegervaters zu kaufen, und sie durch einen sichern Mann an den Ort ihrer Bestimmung zu seuden. Man denke sich die Ueberraschnng des geprellten Bauern, als er sein krankes