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Literaturblatt : Lyrische Poesie.
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DerSchuster von Ispahan" ist gleichfalls mit einer geharnischten Vorrede gegen die Tendenz-Poesie und den Zeitgeist versehen. Der Verfasser, Herr v. Hcydeu, hat sich schou durch Theaterstücke (Nadine die Modernen der Liebe Zauber Album und Wechsel der Geschäftsführer der Spiegel des Akbar Geheimnisse und ihr Ende), durch einen Noman (die Intriganten), durch Novellen und ein ähnliches Gedicht (das Wort der Frau, eine Festgabe), bekannt gemacht. Das vorliegende Ge­dicht ist die Bearbeitung eines persischen Mährchens im Geschmack der Geschichten aus 1001 Nacht in Wielandschcr Manier. Der Dichter legt sich in der Vorrede die Frage vor, warum er die gebundene Rede gewählt habe, und antwortet:weil die Prosa das tägliche Brod des Verfassers ist, und er seiner Neigung, Verse zu machen, gern Raum gibt, wenn er sich einmal ein besonderes Vergnügen bereiten will." Subjectiv reicht der Gruud wohl ans, dem Publicum. wird er schwerlich genügen. Ich glaube nicht, daß die Wielandsche Form für unsere Zeit mehr genügt, abgesehen davon, daß es nicht leicht ist, ihre Grazie und Liebenswürdigkeit nachzuahmen; wenigstens müssen die selbst­gefälligen Exenrse, in denen sich der Dichter von seinem Gegenstande trennt, vermieden werden. Der Knittelvers ist sonst für das Mährchen wohl geeignet, er verlangt aber dann eine sehr sorgfältige Behandlung der Sprache, die dcu Schein der Nhythmenlosigkeit poetisch überwindet, und jene Naivetät der Darftelluug, die Göthe so glücklich dem alten Hans Sachs abgelernt hat. In Beziehung auf die Form taun also der Dichter unsern ungeteilten Beifall nicht finden, das Mährchen selbst ist aber allerliebst, und mit gutem Humor erzählt; es wäre besser gewesen, die moralischen Anwandlungen, die hin und wieder die leichte Grazie der Mährcheuwelt unterbrechen, zn vermeiden uud Spaß für Spaß zu nehmen.

Die englische Gedichtsammlung, die ich diesen deutschen Lieder-Versuchen angefügt habe, ist ihres umfassenden Inhalts wegen zu empfebleu. Wir siudeu dariu von jedem der einigermaßen bekannteren Lyriker wenigstens ein Paar Proben, die im Ganzen mit Verstand ausgewählt sind, wenn es sich auch freilich uicht objectiv begründen läßt, warum an Stelle des einen nicht auch ein anderes Gedicht hätte genommen werden können.

Historische Schrifte n. Mirabeau. Eine Lebensgeschichte von Franz Pipitz, Docenten in Zürich. 2 Bde.

1850. Leipzig, Brockhaus. Historisches Taschenbuch. Herausgegeben von F. V. Nanmer. Dritte Folge,

zweiter Jahrgang. 1850. Leipzig, F. A. Brockhaus. Der Untergang des Frankfurter Parlaments. Geschichte der deutschen con-

stituirenden Nationalversammlung. Von Bruno Bauer. 1849. Berlin,

Gerhard.

In dem diesjährigen Taschenbuch dürfte der wcrthvollste Aufsatz sein: Geschichte der deutschen Seemacht von F. W. Barthold, die Fortsetzung der im vorigen Jahrgang abgebrochenen Darftelluug. Die Gründlichkeit der Studien, die uns in einen ziemlich vernachlässigten Theil unserer großen Vergangenheit einführen, wird um so werthvoller durch die beständige Perspcctive in unsere gegenwärtige Lage und die tüchtige patriotische Gesinnnng, die sich in dem Ganzen ausspricht. Der Congreß zu Carlsbad von Ad. Schaumann ist gleichfalls eine Fortsetzung zu der im vorigen Jahrgang enthal­tenen Geschichte der Bildung des deutschen Bundes auf dem Wiener Kongreß. Wir