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Die Philologenversammlung in Berlin : Sept. 30. - Oct. 3.1850.
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einer solchen Versammlung gewählt seien, die höchste Aufregung, langer Monate bedarf eS, nm die Znrüstnng znm Enipfange einer so großen Anzahl von Gästen zu treffen, Bürgermeister uud Schöffen einer-, die Damencaf6s andererseits pflegen Nath, die Bürger sehen ihre Logis znr Ansnahme von Freulden in Stand, und die Ressource auuoucirt eiuen grandiosen Ball, anf dem man die anwesenden Gelehrten natürlich unr als Eckenverziernng benutzen kauu; iu Berlin nichts von alledem; die Freniden schickt Ulan in die Gasthöfe, Nannyn hat mit seiner Kandi­datur zur Oberbürgermeisterstelle zn thuu, wenn man tanzen will, braucht man nicht auf Schulmeister aus der Ferue zu warteu, kurz alle Hebel für derartige Austreugnngen fallen fort: man überläßt es dem, dem es speciell angeht, für seine Gäste zu sorgen, nnd er mag sehen, wie er damit zu Staude kommt: fällt es schlecht aus, so raisonnirt die ganze Stadt, die zn einem Wohlgelingen nicht einen Pfifferling gethan uud somit sehr unverdient von Herrn Klein aus Maiuz bei einem der classischen Mahle einen Toast erhalten hat. Freilich war Alles so treff­lich, so umsichtig vorbereitet und geordnet, daß kanm einer der Fremden geahnt haben mag, wie das alles iu kurzer Zeit mit Hilfe einiger Freunde und Jünger nur von'ckh veranstaltet war. Der große Meister der Wissenschaft hatte auch hier wieder sein Talent für praktische Geschäftsführung iu überraschender Weise bewährt. Noch körperlich durch ein laug auhalteudes uud kaum verschwindendes Angenübel afficirt, hatte er mit der größten Umsicht, mit Beachtung selbst des scheinbar Geringfügigsten alle Anordnuugeu getroffen: die Aula der Universität bot ein schönes nnd imposantes Local für die Vcrsammluugeu, für die Sectionen der Orientalisten und Pädagogeil waren in unmittelbarer Nähe passende Räum­lichkeiten gewonnen; deu ankommenden Fremden konnte man die mannigfachsten Erleichterungen in Betreff der Besichtigung uud Beuutzuug der königlichen Biblio­thek und der königlichen Kuustsammlnngen gewähreu uud eiu wohlgeordnetes Programm theilte die Zeit zwischen deu wissenschaftlichen Versammlnngcn nnd den mannigfaltigen Genüssen, die zum Theil Humboldt's vou Böckh gewonnene Fürsprache beim Könige der Gesellschaft verschafft lmtte.

Ueber die eigentlichen Verhandlungen gehe ich kurz hinweg. Sie find wirklich das Unwesentlichere bei diesen Zusammenkünften. Es kommt hier viel mehr auf gegeuseitige Bekauutschaft uud Anregung in der Gemeinschaft uud im Verkehre mit Fachgeuosseu all, als auf das täglich nlehrstündige Anhören von Vorträgen, die man gewöhnlich besser und angenehmer gedruckt liest. Jeucr Verkehr bietet Anknüpfungspunkte zur Förderung eigener oder fremder Studieu uud Uuterueh- muugeu, er reizt zur Erforfchuug mauches ueueu, augeregten Punktes, zur Ver­folgung vou Andern angedeuteter Seiten einer begonnenen Untersnchung, er mil­dert den Ton der sprichwörtlich groben, philologischen Polemik: ans den wissen­schaftlichen Gegner, dem man in's Ange geschaut, dem man die Hand gedrückt, mit dem man ein Glas Wein getrnnken, kann man nicht mehr rücksichtslos in