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Kleine Correspondenzen.
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vertheidigten, da die Sache trotz aller Nodomoutaden der Demokraten rechtlich gar nicht gegen den Fürsten zu erledigen war. Dem Ministerium wird zuletzt die Selbstcrhaltung nur dadurch möglich, daß es an der Spitze eines unabhängigen, ihm ganz vertrauenden Bcamteustandes staud; allseitig wurden von den höhern Persönlichkeiten des letztern die Antrage des Fürsten zur Bildung eines andern Ministeriums zurückgewiesen. Man wußte, daß der Kurfürst ganz besondees auch wegen der unionsfreuudlichen Politik Eberhard's nach einem andern Ministerium sich sehnte, um so weniger wollte man jenen von seinem Platze verdrängen. Da überraschte um die Jahreszeit der Februarrevolution das Land die Kunde, daß ein nenes Ministerium unter Hassenpflug gebildet sei. Die Entrüstung über dieses Ereignis; mischte sich mit brennender Schaam; das Land erröthete über diese That des Fürsten. Nur die schlechteste Sorte derentschiedensten" Demokraten blieb gleichgültig oder begrüßte wohl gar den neuen Premier charakteristisch genug als den ganz ebenbürtigen Gegner. Mit freundlichem Antlitz entließ der Fürst die Märzminister, die ihm den Thron erhalten hatten. Nur der für das Auswärtige erhielt einen kleinen Seitenhieb. Königliche Hoheit wolltennicht mediatisirt sein." Preußen hat für diese Worte weder Augen noch Ohren gehabt.

Bemerkungen über den sächsischen PresMschcntwurs. Wir haben es uns aus leicht begreiflichen Gründen zur Vorschrift gemacht, über sächsische Angelegenheiten, so­weit sie sich uicht auf das allgemeine Vaterland beziehen, so wenig als irgend möglich zn sagen. Wir machen diesmal eine Ausnahme, theils weil ja erst von einem Entwurf die Nede ist, theils weil diese ministerielle Conception weder im Inhalt noch in der Form irgend ihres Gleichen kennt. Es steht einem der Verstand still, wenn man hört, daß diese Arbeit von Beamten herrühren soll, die doch sonst daran gewöhnt werden, sich möglichst deutlichst auszudrücken. tz. 22 lautet wörtlich:Die Herausgeber von Zeit­schriften sind verpflichtet, von Behörden und Privatpersonen Berichtigungen der ans diese Bezug habenden Artikel derselben Zeitschrift in der nächsten nach Eingang der Berichti­gung zum Abdruck gelangenden Nummer dieser Zeitschrift aufzunehmen. Für deren Ab­druck, welcher mit gleichen Lettern, wie der Druck des zu berichtigenden Artikels, zu be­wirken ist, dürfen Insertionsgebühren nach dem bei der betreffenden Zeitschrift ange­nommenen Satze nur insoweit verlangt werden, als die Berichtigung den doppelten Raum des zn berichtigenden Artikels übersteigt." Ich erinnere mich, daß ich im Juli 1848 einen Anfsatz über Robert Blnm schrieb, der beinahe ein ganzes Heft Grenz­boten (eirca zwei Bogen) einnahm, und in welchem ich nachzuweisen suchte, daß Blum's Richtung, der Radikalismus, im höchsten Grade schädlich für Deutschland wäre. Hätte damals die Preßverorduung schon Rechtskraft gehabt, so hätte mir Blnm 4 Bogen oder zwei volle Hefte Grenzboten znr Entgegnung vollschreiben können, uud das Publienm der Grenzbotcn wäre nicht wenig erstaunt gewesen, seine Freunde plötzlich in den extremsten Radicalismus verfallen zu sehen. -- Dasselbe hätte mir Ottcrsosser, Jung u. s. w. anthun können; ja Hebbel. Gntzkow, Köberle, Langenschwarz hatten in jedem Augenblick das Recht, mir und meinen Lesern ihre besondern ästhetischen Theorien zu octroyiren. Die handgreifliche Ungereimtheit dieser Verordnung zwingt uns, sie lediglich vom Psychologischen Standpunkt zu betrachten: irgend ein Secretair im Ministerium wird im Reibeisen angegriffen sein, und da er nichts Anderes liest als das Reibeisen und die Fackel, so findet er den Ausweg ganz natürlich. Der gute Seerctair über-