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geruug der neuen, durch die Kosten der Mobilisirung der Armee nothwendig gemachten Steuern folgen sollte. Er hofft, das werde nicht geschehen. „Manche werden weiter sehn und im Interesse für die constitutionelle Staatsform sich mäßigen. In der That, wem an der Fortdauer derselben liegt, wird nicht wüuschen dürfen, daß die Kammer ohne Noth ihren letzten Trumpf ausspiele." Dann setzt er aber hinzu, das solle nicht eine Drohung sein, und scheint einen Staatsstreich.zu mißbilligen. Knrz, er bleibt die Antwort so weit schuldig, daß er sich sogar die Möglichkeit eines liberalen Ministeriums ausmalt, und kommt endlich aufden schon im Titel angedeuteten Witz zurück: das Mißtrauensvotum sei nicht etwa ^ 0, sondern — — 1, d. h. einer imaginären Größe, welche in dieser Form keinen Sinn hat, deren eigentlicher Werth sich erst bei einer weiteren Rechnung ergeben muß. Worin wir ihm vollkommen beipflichten, mit dem Zusatz, daß es Rechnungen gibt, wo sich dieses — 1 als Durchgangspunkt schlechterdings nicht vermeiden läßt. — Das Büchlein ist übrigens pikant geschrieben uud sehr lesbar; es wird weder geseufzt noch gebetet, es rührt wohl von einem Edelmann her, der sich aus der Schulzeit au diese und jene Wissenschaften erinnert, und gern damit coqnettirt, trotz seiner Ahnen und seiner Verachtung gegen den Kon bourgeois.
Neueste Rundschau.
Zum ersteu Mal seit dem Bestehen der Kreuzzeitung eitel Jubel und Dank im' Lager der Heiligen! Die heilige Allianz ist wieder hergestellt, Hassenpflug zieht siegreich in Kassel ein, vor der Macht der Fürsten weicht das schwache Recht der Stande. — Beiläufig erfahren wir, daß auch in diesen gottseligen Regionen nicht volle Eintracht herrscht. Es gibt unter den Schwarzweißen einen Theil, der wirklich schwarzweiß ist, der auf Preußen etwas hält, und der von Zeit zu Zeit in Harnisch gcräth gegen die Freimüthige Sachseuzeitung und die Deutsche Volkshalle; gegen Oestreich und die Ul- tramontanen. Diesen wird von Hrn. v. Gerlach, zwar indirect, aber sehr ernstlich der Text gelesen. — Wir benutzen die Gelegenheit, um vor einem Mißverständniß zu warnen, das in einer Zeit, wo man mehr auf den Klang der Phrasen, als auf ihren Inhalt sieht, sehr leicht eintreten könnte. Die Kreuzzeitungs-Partei.spricht ebenso von einem östreichisch-preußischen Dualismus, wie wir; aber sie versteht das Gegentheil daruuter. Sie will eine gemeinsame Vertretung Deutschlands nach Außen durch Oestreich und Preußen, eine gemeinsame Regierung Deutschlands (inclusive Preußens) durch Oestreich uud Preußen. Das heißt, in's Deutsche übersetzt, Regierung Deutschlands durch Oestreich allein; wobei Preußen allerdings verstattet ist, dabei zn sein, wie es auf eine so glorreiche Weise in Kassel in der Person des Herrn von Peucker dabei ist. — Wir verftchn unter Dualismus die Losreißung Preußens und der in seinen Rayon fallenden Staaten vom Einfluß Oestreichs. Daß dieser Gedanke, uud uicht der blos formale von der Aufrechthaltung des Constitutionalismus, der ohne staatliche Basis eine leere, lächerliche Spielerei ist, möge er ans das heilige römische Reich oder ans Hessen-Homburg angewandt werden, der nerous rerum ist, der uns zusammenhält, das möge unsere Partei nie aus den Augen lassen. — Uebrigens ist es noch die Frage, ob Man es Preußen verstatten wird, dabei zu sein. Die Freimüthige Sachsenzeituug spricht es schon offen aus, die Executive mit dem Recht, Landesverfassungen zu suspeudiren, resp, aufzuhebeu, müsse dem legitimen Kaiserhaus Oestreich allein übertragen werden. Hr. v, Manteuffel wird auch wohl darein willigen, wenn nur seiuem Köuig der legitime Titel eines Erzkämmerers wieder zu Theil wird. Aber die Forderuugcu könnten dann noch weiter gehn, z. B. könnte Oestreich von Preußen wieder den Lehnseid fordern, uud dann möchte es selbst für Hrn. v. Bismark, falls er zu der Zeit im Ministerium sitzt, unbequem sein, daß Armeen schwerer mobil zu machen sind, als Kammern.
Verlag von F. L. Herbig. — Redacteure: Gustav Fveytag und Julian Schmidt.
Druck von C. E. Elbert.