477
A. Bilder aus dem Honve'dleden von K. W. M...... Wien, 1831.
Jasper, Hügel und Manz.
Herr M. ist ein Mann von entschiedenem Talent und höherer militairischer Bildung, der in einer Zeit, wie die des Ungarischen Rcvolutionskricges, berufen ist, eine hervorragende Rolle zu spiele», dem aber Das abgeht, was einem revolutionairen Charakter vor Allem nöthig, nämlich, die völlige Hingebung an die Sache, deren Dienst er sich gewidmet, und das Aufgeben jener schöngcisterischen Schwärmerei, die im Alltagsleben einen interessanten, liebenswürdigen Mann, aber nie einen Revolutionshclden machen wird. Herr M. ist ein Dcutschunger, war früher k. k. Soldat und intimer Freund Klapka's, diente im Ungarischen Heere vom Sommer 1848 bis Januar 18i9, und zeigt sich uns in seinem Buche als sogenannter bei esprit, mit einer ziemlich starken Dosis Romantik. Diese Eigenschaften waren in ihm während seiner Dienstzeit im Ungarischen Heere so durch einander gewürfelt, daß er nie mit sich selbst ins Reine kommen konnte, und wir anch jetzt mit seinem Buche nicht ins Reine kommen. Auffallend ist der Gegensatz zwischen der Verfasserin der „Memoiren einer Dame" und Herrn M. Jene, eine sogenannte Emancivirte, läuft, wie das Käthchen von Heilbronn ihrem „hohen Herrn", der Revolution barfuß nach, und sucht ihm bei jeder Gelegenheit ein Beifallslächeln abzulocken; Dieser, ein geistreiches Weib in Honvidunisorm, wird immer damals von einem Schauplatz verdrängt, wenn eben die Geschichte dort einkehrt, um uns nach Beendigung des Drama's über Manches anmuthig erzählen zu können, ohne unsre Ansprüche, die wir an Männer dieses Schlags zu richten berechtigt sind, zu befriedigen.
Das Buch beginnt mit einer Sendung des Verfassers nach der Insel Csepel, die später durch Görgei, der hier zum ersten Male, und zwar mit einem Act soldatischer Lynchjustiz — der Hinrichtung des Grasen Zichy — auf den Schauplatz der Begebenheiten trat, eine historische Bedeutung erhielt. Die Insel sollte von Herrn M. in Ncrthei- digungszustand gesetzt werden, um dem heranrückenden Ban den Ucbergang über die Donau verwehren zu können. Hier entwickelte M. eine bedeutende Thätigkeit, Schanzen wurden aufgeworfen und armirt, die regellosen Nationalgarden und Freischärler zur Disciplin gewöhnt, ja es wird sogar ein Plan zu einem Aussall jenseits der Donau entworfen, aber bevor dieser Plan zur Ausführung kommen konnte, erscheint Görgei und eignet sich willkürlich das Kommando der Insel zu, und Herr M. macht ihm Platz, und scheint am Meisten zu bedauern, die schöne Notarsfrau von Makad, und den Tablabiröobersten, der ihn seinen „Csillag" reiten ließ, verlassen zu müssen. — Im Herbst finden wir Herrn M. in Preßbnrg, wo er die Arbeiten bei den Vcrschanznngcn leitete, und zwar, wie bei seiner vorigen Mission, wieder aus Aneiferung und durch Empfehlung seines Freundes Klapka. Hier unterhält sich M. sehr gut mit den patriotischen Damen, welche sich an den Arbeiten bethciligen, und von denen er eine Flöche „die Franenschanze" benamset, und macht oft Spaziergänge zu den „Batzenhäuseln", wo er mit seinen Freunden in ästhetischen Genüssen schwelgt. — Von hier durch Görgei nach der Festung Leopoldstadt als Fortificationslocaldirector abgeschickt, wo er unter den Befehlen des in der Revolution berühmt gewordenen Rupertus (Baron Bayer, wohl zu unterscheiden vo,n dem Bayer, der in Görgei's Gcneralstab war) steht, der ihm selbst gesteht: „Ich kann einen Gaul zudressiren und zureiten, ein Märchen oder eine Novelle aufs Papier bringen, aber eine Festung commandirm — Dir sag' ich's — Das kann ich nicht!" Die