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und verschiedenen Gerüchten über die eigentliche Veranlassung zu den Untersuchungen das Wahre herauszufinden, weil natürlich ein dichter osficieller Schleier über der ganzen Angelegenheit lag. Groszartiger Unterschleif bei dem Neubau einiger Schiffe, Parteilichkeit und Mangel an Energie von Seiten des Admirals, Zuchtlosigkeit und Unfähigkeit dieser oder jener Bemannung wurden als die schreiendsten Uebelstände von der öffentlichen Meinung bezeichnet. Halten wir uns an die offenkundigen Thatsachen, so brachte bereits ein kürzerer Artikel in der Allg. Augsb. Zeitung Nr. 108, so wie ein mehr ausführlicher in der hiesigen „Tricstcr Zeitung" zur allgemeinen Kenntniß, wie schlimm es um die Kriegsmarine steht, wie sehr sie gerade in den letzten Jahren unter Leitnng des Dänen Dahlrup sich verschlechtert hat. Ohne alle Einzclnheiten zu wiederholen, erwähne ich nur, daß die Anzahl der seetüchtigen Fahrzeuge seitdem bedeutend vermindert, die Stimmung der bessern Officicre sehr unzufrieden und die Disciplin keineswegs lobenswert!) ist. Diesen Ucbelständcn sollte nun also der Kaiser abhelfen; Oestrcichische Blätter knüpften insbesondere die schönsten Hoffnungen daran, daß der jüngere Bruder Franz Joseph selbst sich dem Secdienst widmen nnd mit der Fregatte Venece, der einzig brauchbaren, sofort eine Uebungsrcise nach Südamerika antreten wollte. Man erzählte sich von genauen Nachforschungen, die der junge Monarch mit eigenen Angcn angestellt habe, von durchgreifenden Reformen, von der Entlassung Dahlrup's, von der Entfernung der untüchtigen oder lässigen, von der Beförderung einzelner tresslicher, bis da gerade zurückgesetzter Osficicre. Allein noch ist von alle dem Nichts geschehen. Die einzige Antwort aus die oben erwähnten angreifenden Artikel war ein Tagesbefehl an die Ma- rinevfficierc, bei strenger Strafe sich nicht öffentlich über die Verhältnisse der Flotte zu äußeru; der Vice-Admiral steht immer nach wie vor am Nuder, uud der Plan des Erzherzogs Ferdinand Maximilian hat wenigstens vorläufig ein trübseliges Ende genommen. Kaum hier eingetroffen erkrankte er; die Venece ist nach längcrm Warten ohne ihn unter Segel gegangen, nnd er vor einiger Zeit mit seiner Mutter, die zur Pflege hergekommen war, nach Wien zurückgereist. Sei es nun, daß er nie besondere Lust zur See gehabt oder sie durch diesen ersten unglücklichen Ansatz zu einem Versuche verloren hat, mit den Erwartungen, die man sanguinisch genug von seinem Interesse für die Marine hegte, scheint es ein für alle Mal vorüber zu sein. So wird cs denn wol auch iu dieser Beziehung, wie in so vielen andern, beim Alten bleiben, oder vielmehr wird man die Umkehr des Wappcnspruchcs eines kleinern Staates zur Devise nehmen: „stzinper retrorsuml"
Wenn dies aber den größer« Theil des hiesigen Publicumö ziemlich glcichgiltig läßt, so ist er um so empfindlicher in Bezug aus die traurigen Finanzverhältnissc, die Unsicherheit der Vsluts, der jämmerlichen Wirthschaft mit dem Papiergelde. Das Alles greift unmittelbar den Hauptnerven und Muskel des Triestiner Lebens, den Geldbeutel au. Die Bedürfnisse steigen im Preise, die Micthzinse werden um 20 und mehr "/y erhöht, die großen Kaufleute wagen nirgends recht wegen der Ungewißheit, nnd so stellt sich überall Mißvergnügen ein, das sich leicht zu dem Wunsche steigert, nur aus den provisorischen Zuständen, sei es um jeden Preis, heranszukommcn.
Vcrcmtw. Red. F. W. Gvnnow. — Mitredact,: G. Freytag und Julian Schmidt.
Druck von C, E. Elbcri,