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Die Fusion der Demokraten und Constitutionellen.
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Andere den Freiheitsbestrebnngen größere Concessionen macht. Aber dieser Standpunkt ist nicht der nnsrige, und so lauge die gemäßigten Demokraten in dieser Auffassung von uns abweichen, wäre jede Vereinigung mit ihnen eine Lüge und eine Zweckwidrigkeit, die nur zn Halbheiten und Verwirrungen führen müßten. Es kann allerdings der Fall sein, daß nach den Wahlen in der näch­sten Kammer die beiden Parteien in ihrer Opposition gegen die Regierung Hand in Hand gehen, jede von ihrem Standpunkt aus, uud alte Reminiscenzen sollen uns daran nicht hindern. Eine Fusion ist aber auch dann.nicht möglich, wenn in den Principien der Partei eine wirkliche Aenderung nicht eingetreten ist.

Allein in einer andern Beziehung sollten die Parteien versuchen, eine ver­ständigere Stellung zn einander zu gewinnen. Man hat sich bisher unausgesetzt damit beschäftigt, alte Geschichte» wieder aufzuwärmeu und in den daraus hergelei­teten Angriffen über alles Maß hinauszugehen. Wozu das führt, lehrt uns das Beispiel des berühmten Redners in der zweiten Kammer, der mit seinen Gleich­nissen beimVogel Phönix" angefangen hat, sich durch den Umweg der Schlaf­rock- uud Pantoffelfrage allmälig. zu denlahmen Ziegen" erhoben und endlich glücklich bei denLumpenhunden" angelangt ist. Wir sollten aus den vorigen Jahren wenigstens so viel gelernt haben, daß die parlamentarische Form auch für die Presse heilsam ist, daß Persönlichkeiten eine Sache nicht fördern, und daß man genug mit den nenen Fragen zn thun hat, um der alten Geschichten ent­behren zu können. In diesem Sinne sind wir entschieden für eine Annäherung uud Verständigung.

Ein Denkmal für Hans von Raumer.

Ein ganzer Mann wiegt schwer in schwerer Zeit; An halben Männern ist kein Mangel heut."

Deutschland hat keinen Ueberfluß an ganzen Männern. Die Einen beugen sich dem Sturm, Andere hat er geknickt. Wir haben im Laufe weniger Jahre Männer, die in der vollen Blüthe herrlichster Mannesfrische dastanden, zum Schatten werden sehen, gebeugt cm Körper und Geist, erstorben in ihrem Muth, in ihren Hoffnungen; wir haben Andere hinwelken und sterben sehen amgebrochenen Herzeil", aufgerieben von der Verzweiflung an der Zukunft des Vaterlandes. Eben jetzt kommt nns die Kunde von einem neuen Verlust. Hans von Raumer ist am,L8. März in Erlangen gestorben. Unlängst aus Schleswig-Holstein zu­rückgekehrt, erlag er einem Nervenfieber.

Hr. v. Raum er starb zn früh. Was er bei längerem Leben noch hätte