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Die Hauptsache blieb ja wohl immer, daß die kräftigen Männer zur Leitung gelangten, die zuzupacken verstanden. Die Schwere ihrer Aufgabe kann man kaum überschätzen. Wie langsam und gegen' wieviele Hemmungen ist die nationale Taktsicherheit, dies neue Gebot der Stunde, in den Deutschen erwacht! Als die Franzosen nach der Schlacht von Leipzig zum Rhein abmarschieren, vertrauen sie einen Artilleriepark württembergischen Truppen an, nicht aus besonderem Glauben an unsere Hingebung, wie der schwäbische Gewährsmann berichtet, aber aus Vertrauen auf die deutsche Ordnungsliebe. An dem Kreuzweg angelangt, wo ihnen ihr König den Uebertritt zu den Oesterreichern befiehlt, nehmen die Schwaben herzlichen Abschied von den bisherigen Waffen geführten, überliefern ihnen die wohlbehüteten Geschütze, die nun in einigen Wochen ihre Mündungen gegen die Württemberger kehren werden, und sind einigermaßen empfindlich erstaunt, als die Oesterreicher das Kreuz der Ehrenlegion scheel ansehen, dos so manche treue Schwabenbrust verziert. Das ist deutsch. War es doch noch nicht lange her, daß die Norddeutschen sich freuten, hinter der Demarkationslinie des faulen Basler Friedens ihre Weimarer Musenalmanache zu schreiben und zu lesen, während Süddeutschland vom Kriege rauchte! Wer Preußens Rolle 1813 hat es doch allein vermocht, daß bald daraus auch ein Schwabe jenes Sehnsuchtslied der deutschen Einheit sang:
„Adler Friederichs des Großen!
Gleich der Sonne decke du
Die Verlass'nen, Heimatlosen
Mit der goldnen Schwinge zu!"
(Schluß folgt.)
Elsaß-lothringische Fragen.
Von einem Elsässer, 2. Die elsässische Frage in sozialer Beleuchtung.
Eine Beleuchtung des elsässischen Gedankens, soweit er vom einheimischen Sozialismus aufgegriffen und vertreten wurde, ist wogen der internationalen Bindung des Sozialismus und wegen feiner grundsätzlichen, doch nicht immer tatsächlichen Ablehnung des Nationalismus noch schwieriger als ein entsprechendes Vorgehen dem ebenfalls internationalen Zentrum gegenüber. Die Sozialisten Elsaß-Lothringens haben — das darf zunächst einmal betont werden — viel weniger als die Klerikale sich mit heimatlichen „regionalistischen" Programmforderungen aufgespielt.
Indessen gab es, seit Kriegsende, zwei Strömungen innerhalb der sozialistischen Partei, von denen die eine zielbestimmt auf eine national- französische Lösung der elsässischen Frage hintrieb. Führer dieser Richtung war, abgesehen von einigen seit Jahren französisch festgelegten Salonsozialisten (Georges Weill), der jetzige Bürgermeister von Straßburg, Peirotes. Die andere internationale und keineswegs einseitig frankophile Richtung hatte, nach Abwanderung der deutfchen Parteihäupter Emmel, Böhle u. a. den Altelsässer Eh. Hulber zum Oberhaupt.