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Weltspiegel.
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wieder selbst das bescheidenste Maß von Verständigung mit Deutschland zurückweist.

Von England aus ist Frankreich durch verschiedene Stimmen davor gewarnt worden, von dem behaupteten Recht, in Fragen des Versailler Friedens zur Wahrung seiner Ansprüche auch allein vorgehen zu können, praktischen Gebrauch zu machen. England erkennt dieses Recht nicht an, und erst in diesen Tagen hat der frühere Führer der ei" lifchen Konser­vativen, Bonar Law, ein überzeugter Vorkämpfer des engl^ch-französischen Bündnisses, in einer großen Rede, die eine eindringlich Warnung an Frankreich bedeutete, das alleinige Vorgehen eines Alliierten, wie es Frank­reich ankündige, für ein Unglück erklärt, wie es ein größeres lür Frankreich und England nicht geben könne. Endlich kommen auch die Bitten aus den Reihen der Kleinen Entente, die Frankreich zur Mäßigung mahnen, weil sie im Fall eines völligen wirtschaftlichen Zusammenbruchs Deutschlands selbst einer furchtbaren' Katastrophe ausgesetzt sind. Das gilt besonders von der Tschechoslowakei, wo man wegen der Folgen der französischen Schroffheit gegenüber Rußland auch für die eigenen Beziehungen und die eigene Lstgrenze fürchtet. Wir stehen also wieder vor Entscheidungen von großer Tragweite. W. v. M a s s o w.

Bücherschau.

Literaturgeschichte.

Joh. Groß, Biographi?ch-liter arisches Lexikon der deutschen Dichter und Schriftsteller vom 9. bis zum 20. Jahr­hundert, Nach besten Quellen zusammengestellt, Leipzig 1922, Otto Hillmann.

Nützliches Nachschlagewerk, das bis zur Gegenwart die bekannten Namen der deutschen Literatur mit den wichtigsten Taten, Pseudonymen und Titel- angaben vereinigt. Eigene Werturteile erwartet man von dem praktischen Werkchen seltswerstöndiich nicht; wo sich solche etwas unsystematisch zuweilen finden, würden sie irotz der aus ihnen sprechenden guten Gesinnung künftig besser ausgemerzt.

Aelteste deutsche Dichtungen. Uebersetzt und herausgegeben von Karl Wolfsr-Hl und Friedrich von der Seyen. Im Jnseiverlag. 1922. Die ungemem schwierige Aufgabe, den ältesten Bestand unseres deutschen Schrifttums so zu übersetzen, daß dem heutigen deutschen Leser ohne spezialistisches Wissen der dichterische Gehalt aufgeht und doch zugleich der altertümliche Duft erhalten bleibt, ist in diesem schönen Werk des Jnselverlages resoiut gelöst. Mag im einzelnen an dieser Verbindung von dichterischer Nachschövsung und literar- gcschichllicher Restaurcttorenarbeil eines Stefan-Georg-SclMerZ auch vieles be­mängelt werden können und sind die Uebersetzungsgrundsätze nicht immer vom gleichen Wert, so ist doch durch Paralleldruck des Originaltextes mit der Ueter- setzung jedem auch zu Schwierigem bereiten Leser ein geeigneter Weg zu tieferem Eindringen geboten.