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der charattorololgischen und Ausdrucksbewegungsgesetze disziplinievtes Menschentum des Ausübenden. Mau bemerkt gerade hier, wie alle Themie nur zu einem gewissen Grad die Intuition unterbauen kann. Wer dieser theoretische Unterbau dsr Graphologie besteht jetzt und ist in seiner Art e-in rinvergängliches Werk deutscher Wissenschaft.
Dr. Ludwig Klages, Prinzipien der C h a r a k t e r o l o g i e. Dritte unveränderte Auflage. Mit drei Tabellen. Leipzig. 1921. Johann Ambrosius Barth. Bwosch. 12 M., geb. 15 M.
Indem sich der große Graphologe hier von dem Boden der Empirie auch zur spekulativen Verknüpfung seiner charakterologischen Grundvorstellungen wendet, wirkt er weit wolkiger überzeugend als in seinem Hauptwerk. Das Gebiet der Charakterkunde gehört zu den dunkelsten der Psychologie, und ist, — wie Klages gewiß richtig sieht — von der heutigen Psychologie aus gar nicht als deren „differentieller Teil" aufzuhellen. Aber, wie an Klages zu lernen, hilft auch das deutende Verknüpfen empirisch gefundener Ahnungen und EinAeliwahrnUhmungen nicht zu einem befriedigenden System der Eha«rkter>v- logie. Letzteres dürfen wir vielleicht nur erwarten, wenn die Philosophie sich, aus Biologie wie aus den Geisteswisseuschaften verjüngt hervorgehend, der biologisch-geistigen Untergründe der Charakterbildnug bemächtigt haben wird. Auch Klages strebt dies an, und trotz des Bruchstückhasten seiner Funde und Willkürlichen ihrer Verknüpfung werden sie für die weitere Forschung wertvoll bleiben.
Dr. med. Oskar Hernumn, Dr. Klages' Entwurf einer Charakterikundc. Für Erzieher allgemeinverständlich besprochen und auf die Heilpädagogik angewandt. Leipzig 1920. Johann Ambrosins Barth. IS M.
Vorliegende Schrift ist ein Beweis dafür, daß Klages' Charaktevologie trotz ihres unleugbar brnchstückhasten Znstandes bei der sonstigen Unsertigleit der ,Mferentiellen Psychologie" eine Lücke ausfüllt. Wie Klages aus der Praxis der Charakterbestiimuluug heraus zu seinen philosophischen Anschauungen gelaugt ist, so ziöhen diese offensichtlich den pädagogischen bzw. psychiatrischen Praktiker an.
Charles Richct, Experimenten« Studien auf dem Gebiete der Gedankenübertragung und des sogenannten Hellsehe n s. Autorisierte Deutsche Ausgabe von Dr. Albert Frhr. v. Schrenck- Notzing. Zweite unverändenrte Auflage. Mit 91 Abbildungen im Text. Stuttgart 1921, Ferdinand Enke. Geh. 33 M.
Die wissenschaftliche Behandlung der sogenannten „okkulten" Erscheinungen hat in Frankreich unbestreitbar früher und breiter eingesetzt als bei uns. Seitdem im Jahr 1899 Schrenck-Notziug zum erstenmal eine Uebcrsetzung des hier angezeigten Hauptwerks der französischen Schule veröffentlichte, ist ein volles Menschenaltcr vergangen, und erst die seelischen Erschütterungen des Krieges haben mit einer gewissen Zwangsläufigkeit die Häufigkeit und vor allen Dingen die Dringlichkeit der Wünsche belebt, hinter die Vorhänge des bewußten Seelenlebens zn blicken. Dies Gebiet, heute wieder einmal wie in den achtziger Jahren das Tummelfeld von Betrügern und ihren Dummen, ist außerdem aber auch eine wirkliche Wissenschaftsdissiplin geworden, und diese Wissenschaftsdisziplin gewinnt als notwendiges Fragment jeder künftigen Weltanschauung mehr und mehr auch das Interesse der Ernsten im Lande.