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Poincarè, eine Gefahr für Eropas Frieden.
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und es Frankreich allein überließen, nach eigenem Können und Wollen ein militärisches System zu seinerSicherheit" auszurichten. Wenn sich dann im Lause der Weiterentwickelung dieser Pläne eine militärische Situation ergab, die Anlaß bot zu ehrgeizigen Weiterentwickelungsmöglich- keiten, so dürfen Mir Frankreichs Volk wirklich nicht allein dafür zur Ver­antwortung ziehen.

Ist es nicht allmählich an der Zeit, einmal hinter das oberflächliche Geschwätz von derVerbesserung der europäischen Lage" zu schauen und uns mit der Tatsache vertraut zu machen, daß sich drüben nichts verbesserte, daß die fundamentalen Vorbedingungen dort seit Kriegsende mit jedem Tage schlimmer geworden sind- 'Diejenigen, die 1920 noch dachten, eine Stabilisierung Europas ginge uns nichts an, beginnen jetzt allmählich ein­zusehen, daß zerstörte europäische Märkte ruinöse Preise für Amerikas Weizen und Baumwolle bedeuten. Ich glaube auch annehmen zu dürfen, daß die Erkenntnis für die Tatsache wachst, daß keine wesentliche Ver­besserung des amerikanischen Handelsverkehrs möglich ist, solange der nun­mehr schon drei Jahre alte tote Punkt desFestgebissenseins" in Europa nicht überwunden ist, und die Politik der Industrie kern Aufleben und der Valuta Leine Besserung gestattet. Inwieweit das amerikanische Volk im allgemeinen seine eigene Verantwortlichkeit für diesen toten Punkt des Festgebissenseins" erkennt, kann ich nicht sagen. Es kann aber nicht oft. genug wiede-rholt werden, daß nur wir allein die Situation retten, oder' es znm mindesten verhindern können, daß sie noch schlimmer sich gestaltet.

Großbritannien hat sein Bestes getan. Aber es wird täglich klarer, daß alles, was es ohne unser Zutun leisten kann, eben das ist, den Be­stand dieses toten Punktes noch zn retten. Ich sürchte aber, daß Poincars jetzt diesen toten Punkt uv". rwinden wird, und zwar dadurch, daß er sich in waghalsigster Weise auf der militärischen Bahn weiter bewegt und Schritte unternimmt, die Europa auf I a h r e' h i n a u s in Unordnung und Verwirrung stürzen müssen.

Der Präsident und sein Kabinett, die bislang dem Theater gleichsam von hinter der Bühne her zugeschaut haben, müssen dies wissen. Sie warten auf die Gesinnungsänderung eines Volkes, dem man bis dato vor­geredet hat, wir könnten und solltenverstrickende Bündnisse" meiden. Möglich, daß die niedrigen Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse und eine Fortdauer der schlechten Geschäftslage schließlich doch das amerikanische Volk aufpeitschen, aber dann ist es leicht zu spät. Jetzt ist die Zeit, wo die öffentliche Meinung der Verwaltung in Washington zurufen muß: Ihr braucht nicht länger rücksichtsvoll zu sein. Ihr braucht uns nichts weißzumachen. Ihr könnt wirklich aufhören, herumzuki-amen mit einer Konferenz über Schwierigkeiten in der Pazifik, während jenseits der Atlantik des Uebels wahrer Kern zu finden ist. Dies ist eine Nation von Erwachsenen, von Männern. Das Land h a t den Mut umzukehren, wenn es zur Ueberzerdgung gelangt, daß seine Schlußfolgerungen soweit falsch waren. Es braucht seinen Stolz nicht gedämpft zu bekommen, noch seine Konsequenzen geschützt durch spitzfindige Sophistereien oder durch das Zu­sammenberufen einerGesellschaft", einerKonferenz" oder ähnliches. Was wir brauchen, ist eine mutbolle vorwärtsgerichtete Politik, die Interesse nimmt an den Geschicken Europas, die den Militarismus der-