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Von der Tagung der Karpathendeutschen.
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Ve r m i t t l u n g s st e l l e in allen Frvgen, die mit den oben angeführten Auf- « gaben in Verbiiwung stehen. Während der Kriegsjahre ist von der Haupt­leitung auch die Fürsorge für die triegsbeschädigten Deutschen in den Karpathenländern eifrig gefördert worden.

Näheres bringen über die Arbeit der Tagung die vier bisher erschienenen Berichte, die von der Hauptleibung (Prof. R. F. Kcn-ndl, Walltendorf bei Grciz) bezogen werden können.

Tanzkunst.

Von Fritz Böhme. (Vergl. Nr. 8 vom 25. Februar.)

Mit dem Schritt vom Ballett zum modernen Tanz ist eine Frage, die in ollen anderen Künsten an erster Stelle steht, bei der Tanzkunst aber bisher kaum erörtert wurde, in den Vordergrund gerückt: die Frage nach dein Tanz- schöpfer. Beim Ballett kam diese Frage gar nicht auf, weil die einzelnen Mitglieder des vorps cls Lallst nicht eigene Erfindungen tanzten, sondlern die BeweMngs folgen nach den Angaben des Ballettmeisters mnchten, dessen Pro­duktion in der Anpassung der Schritt-- und Sprungfolgen an die gegebenen Takte der vom Komponisten geschaffenen Ballettmusik erfolgte. Der moderne Kunst­tanz hat im Gegensatz dazu den Einzeltänzer auf das Podium gebracht und mit ihm die eigene Schöpfung, den Schaffenden.

Wir pflegen hente, wenn ein Tänzer .Kunsttanz auf der Bühne bietet, ohne weiteres anzunehmen, daß er auch zugleich aus eigener Phantasie und dichterischer Kraft die gebotenen Schöpfungen selbst geschaffen hat, und im allgemeinen haben unsere namhaften Tänzer «und Tänzerinnen auch ihre Tänze selbst geschaffen. Anders steht es zuweilen um die mittleren und kleinen Größen: bei ihnen wie bei den tänzerischen Darbietungen von Kindern sind die Schöpfungen nun gar zu oft nicht das eigene Werk des Ausführenden, sondern stammen von einer produktive Schaffenstraft besitzenden Tanzlehrtraft oder Tänzerin. Marianne Winkelstern, Ruth Marcus, Hilde Engel um einige bemerkenswerter!, jüngst in Berlin aufgetretenen Kinder zu nennen, fügten in nachahmenswerter Weise ihrem Programm die Schöpfer ihrer Tänze bei. Es ist bezeichnend für die Lage der Dinge, wenn mir vor kurzen« eine Tänzerin erzählte, daß sie im letzten Winter etwa 70 Tänze geschaffen habe, die auf Konzertpodiuni, Variete und Kabarett von anderen, mit denen sie diese Tänze eingeübt habe, getanzt worden seien, ohne daß ihr Name als der des Schöpfers dabei genannt wurde. In anderen Künsten (etwa der Mnsik) wäre so etwas unmöglich, beim Tanz geht es, weil man immer noch nicht klar scheidet zwischen dem Tanzschöpfer und dem reproduktiven Tänzer.

Eng hängt damit ein zweites zusammen. Ich saß vor kurzem neben einer unserer besten Tänzerinnen bei den Vorführungen einer jungen Künstlerin unseres Gebietes; im Verlaufe des Abends konnten wir feststellen, daß diese junge Tänzerin recht wesentliche Anleihen bei den Tänzen der neben mir sitzenden Künstlerin gemacht hatte. Manchmal war erstaunlich wenig geändert. Man kann dagegen gar nichts tnn: denn der Tanz als Schöpfung ist schutzlos, kann