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nur wenige blitzlichtartige Bemerkungen zu sammeln, woraus dann jodermann ersehen mag, ob der kranke Staat gesunden kann und ob die gewährten Vorschüsse dazu ausreichen, wirklich einen merkbaren Wendepunkt der bisherigen Not und der in alle Wirtschaftsverhältnisse hineinreichenden Mißstände herbeizuführen.
Seit dem Zusammenbrnch hat sich Oesterreich durch lustiges Drauflosdrucken von neuem Geld ausgeholfen. Im Dezember 1920 betrug der Papiergeldumlauf 30,6 Milliarden Kronen, bis zum Juni 1921 war er auf 49,6 gestiegen, während er am 21 Oktober des letzten Jahres bereits nahezu das Doppelte, nämlich 90,9 Milliarden betrug und am Schlüsse des verflossenen Jahres die Summe von 120 Milliarden Kronen bereits überschritten war. Die letzte Dezemberwoche 1921 hatte allein eine Geldvermehrnng von 13,9 Milliarden gebracht. Dermalen beläuft sich die tägliche Erhöhung auf rund 2^ Milliarden. Bis Ende Januar 1922 war dadurch diese schöne Summe des österreichische» Geldumlaufes schon auf 240 Milliarden angestiegen und hat sich innerhalb der ersten zehn Tage des Februars auf 265 Milliarden erhöht. Dermalen ist es zwar bei der täglichen Erhöhung um 2X> Milliarden geblieben, doch mühte jegliche Matznahme eine neuerliche Erhöhung dieser Summe mit sich bringen.
Diese Papiergeldvermehrung, der sich unser Staat mit sorglosem Eifer hingab, war die Grundursache, datz der Wert unseres Geldes immer tiefer sank und gleichzeitig zu einem unerwünschten Ausbeutungsgegenstand wurde. Dies brachte jene bekannten Blüten und Auswüchse mit sich, die sich deutlich wiederum in einigen Zahlen spiegeln. Seit der Errichtung unseres jungen Freistaates wurden in Wien mehr als 2000 neue Banken errichtet. In ähnlichem Verhältnisse sind auch in den Ländern die Banken wie die Pilze aus dem Boden geschossen, man hat überhaupt keinen Neubau oder Umbau gesehen, der nicht Bankzwecken gedient hätte. Gleichzeitig damit entwickelte sich die leichte Verdienstmöglichkeit durch unsere Geldschwanknngen und jenes berüchtigte Schiebertum, welches das Ansehen unseres heimischen Handels auf den Hund brachte. Dem leistete ein reichlicher Zuzug fremder Elemente Vorschub: So hat sich beispielsweise die Einwohnerzahl Wiens von 2 Millionen im Jahre 1914 auf 1,6 Millionen im Jahre 1920 erniedrigt, während gleichzeitig die Zahl der jüdischen Einwohner von 17L0V0 auf S23V00 gestiegen ist. Diese Zahlen, die für die Reichshauptstadt Wien gelten und für dieselbe bezeichnend sind, sprechen für sich genügend und machen eine weitere Erörterung überflüssig.
Unter diesen nützlichen Verhältnissen will man nun ans Sparen gehen! und wahrlich ein viel verheißender Anfang ist schon gemacht, wie er in Oesterreich eben üblich ist: es wurde eine eigene neue „Erspar ungskom- mifsion" eingesetzt. Diese hat denn auch ihre Tätigkeit begonnen, aber bei dem bekannten Amtsgange, dem unaustilgbaren Zopf unseres Nerwaltungs- bctriebes, lätzt sich leider diesem Ausschuß keine besonders glückliche und fruchtbringende Zukunft vorhersagen.
Wo sollte auch mit der Ersparung begonnen werden? Man schrieb in letzter Zeit vom Abbau der L e b e n s m i t t e l z u s ch ü s s e, der auch verwirklicht wurde. Diese Matznahme aber ging nur zum Schaden der österreichischen Unternehmertätigkeit, die nunmehr vor den ärgsten und größten Schwierigkeiten steht. Man sprach auch vom Abbau des M i e t e r s ch u tz e s und glaubt dadurch die Bautätigkeit zu heben, wodurch wenigstens das Baugewerbe gefördert werden soll. Doch vergaß man dabei, daß die neuen Häuser ohnedies von den Bestim-