Die eisernen Jahre
Da kamen die Stunden der zweiten Not. Wo Entsetzen schrie in schreckensirren Wahnsinnslauten, Hautfressende Gase strichen über zuckende Menschenadern, Ungeheuer der Vorwelt maschinenstark rangen gegen ohnmächtige Menschenkraft. Und der Wille zum Opfern starb, nicht am Entsetzen von außen. Aber am abscheuzertretenen Menschentum innen. Riesengroß wuchs die Frage: Sollst du vernichten?
Und es kamen die Tage der schwersten Not. Sinnlos wuchsen die Mauern im Volke, Atomzerschmettert lag Glaube an Recht und Pflichtkampf, Weil wahnsinnstolle Zerstörungswut nicht mehr dem Ganzen diente, sondern nur
Selbstzweck schien. Und ringende, fortgestoßene, irrende Seelen suchten ein Neues. Menschheit trat an die Stelle des Volks, dessen Einheit verloren. Titanenhaft groß wuchs Unglück und unbewußt Sehnsucht, Sehnsucht einheitsringend, grundmorsche Dämme zu brechen.
Und die Dämme brachen. Von außen brauste Vernichtung und betäubter Rückschlag löste im Innern das andre Extrem.
Fressend peitschten die Flammen männermordenden Bürgerkriegs blutunterlaufen
Ritter und Arbeitssklaven. Aber aus Flammen brach zischend und heiß, zu metallharter Kälte sich glättend, Eisen, Eisen noch spröde und roh, aber in edler neuer Legierung. Klingend schlagen Hämmer von außen neugegossenes Eisen zu Stahl. Und der Wogenorkan spülte Kräfte aus Tiefen. Menschheitsglaube zerbrach und löste das alte Hoffen, Goldene Kälber zerschellten an neugeborenen Mächten Sehnsucht, Seele und Willen.
Noch rinnen die Quellen des Herzbluts des Volkes, ungefaßt.
Nutzlos versiegen die Tropfen in schwangerer Ackerkrume,
Aber sie rinnen zusammen. Aus dampfender Lebenswärme wächst ein neues Geschlecht.
Bist du nicht näher dem triebhaften Seelensehnen deS Innersten Deines Volkes,
Wurdest nicht du auch neu im Rausch, Not und Wogenorkan,
Sprüht nicht auch deiner Seele klingender Ambosschlag Funken des Willens?
Tot ist das Friedensideal zinsnutzender Vürgerbehäbigkeit,
Tot massengeiles Haßgefühl gegen die alten Herrn.
Frei wurde kettengefesselte Seele zum Menschen,
Kettengefesselte Masse zum Volk.
Ringend steigt sie empor die neue Zeit,
Und Männer wachsen,
Schatten der Ahnen schreiten.
Helden der Sage leuchten.
Grüfte der Krieger rufen:
„Glaube, liebe, und herrsche.
Dein Volk wuchs wie du.
Wächst heute wie du.
Wird wachsen wie du
In seine Sendung."
Richtet die Türme auf,
Schichtet die Flammenscheite,
Seine Seele wird lohen über die Welt.