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Zur Erinnerung an den 80. Geburstag Eduard von Hartmanns
(geb. 23. Februar 1842)
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Rudolf Eucken

ihn fast aller Schopenhauerschen Gedanken entkleidete, und gegen dessen Willens­monismus, gegen die Bewußtheit und Persönlichem des Absoluten, gegen den Hegelschen Panlogismus, gegen den Hegeischen Militarismus und Eudämonismus und gegen den ästhetischen Naturalisinus. Auf allen Gebieten fand er ebenso energische wie geschulte Gegner. Die alten Probleme wurdengründlicher, um­fassender und auf höherer Bewußtseinsstufe" durchgearbeitet als in irgend einer anderen Epoche. Aber Hartmann war eine Kampfnatur, und von der zahlen­mäßigen Überlegenheit seiner Gegner hat er sich nie erdrücken lassen. DaS lag in dem Gefühl der Sicherheit, das dem leidenschaftlich strebenden Forscher eine neue Synthese gibt. Er sah, was noch keiner geschaut hatte, in seherischer Voll­endung, die Macht und Majestät des Unbewußten in der metaphysischen Sphäre, darin den großen alten Mystikern gleich, aber er gefiel sich nicht nur in der Ver­zückung, sondern erfaßte mit der vollkommensten Nüchternheit der ratio seine Aufgabe, die metaphysische Sphäre der menschlichen nahe zu bringen, auch das Logische auf seinen unbewußten Ursprung zu untersuchen und den Kcitegorial- funktionen damit einen weiteren Geltungsbereich zuzuweisen. Die Negation war ihm nur Vorbereitung für die positiven Einsichten, die eins glückliche Intuition ihn früh finden ließ. Freilich erfuhr der Hartmcmnsche Begriff des Unbewußten heftige Angriffs. Zuletzt hat sich Hartmann 1904 in der li. Auflage der Philo­sophie des Unbewußten darüber ausgesprochen, um die Mißverständnisse zu zer­streuen, die diesen Begriffaus einem Fortschritt zu einer dürftigen und bloß aufgebauschten Trivialität herabsetzt", oder die das darin enthaltene scheinbar Para- dorc zum Widerspruch überspannt.

In derKategorienlehre" findet sich die schärfste Durchführung des LebeuS- werkes nach der Seite der Logik und Metaphysik hin. Selbst der Gegner Windel­band nannte siedas geschlossene Werk begrifflicher Architektur, in der Feinheit der dialektischen Beziehungen und der Fülle interessanter sachlicher Ausblicke ein eigenartiges Gegenstück zu Hegels Logik". (Die Kategorienleyre erscheint dem­nächst, nachdem sie fünf Jahre vergriffen war, mit neuen Zusätzen, textkritisch er­weitert, bei Felix Meiner in einer neuen Auflage.)

Jedem schöpferischen Denker schwebt ein Ideal vor, das er zu verwirklichen trachtet. Der unbewußten Konzeption der Grundgedanken muß die kritische und nüchterne Besonnenheit der ernsten Arbeit folgen, damit die Intuition zu lebendiger Wirklichkeit wird, der Blitz des Genius aus der Tiefe unbewußten oder doch nur relativ bewußten Geisteslebens festgehalten und mit ehern gewordener Schrift der Mit- und Nachwelt überliefert wird. In Hartmanns nach seinem Tode von mir zum Druck gebrachtenSystem der Philosophie im Grundriß" sind die vom un­bewußten absoluten Sein ausgehenden Gestaltungen, welche das Inhalt gebende Logische dem an sich unbestimmten Wollen abringt, strahlenförmig ausgebreitet. Von ihrem Zentrum aus entfaltet sich nach allen Seiten der großartige Welten- plan der logischen Idee und strebt von den Rändern als Erlösungsgedanke wieder zum Zentrum zurück. Der Umfang der hier mit deutschem Forscherfleiß be­wältigten Wissensgebiete und die Geschlossenheit ihres Aufbaues, erhellt durch eine geniale Veranlagung, haben in den letzten Menschenaltern wohl wenig Konkurrenz gesunden. A. ». H.

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