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Die Emanzipation Persiens
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Die Emanzipation Persiens

südpersischen Ölfelder, die sich die Londoner Admiralität unter der Leitung Winston Churchills im Jahre 1914 gesichert hat, neben der Jmperial Bank of Persia ungefähr den einzigen Aktivposten bilden. Das konservative Organ hofft, die Bachtiaren, mit denen die Anglo Persian Oil Company für den kriegerischen Stamm vorteilhafte Abmachungen getroffen hat, würden ans feiten der Engländer beharren. Auch hier zeigt sich also das Bestreben, einen persischen Stamm gegen die Zentralregieruug ausznspielen. In London weiß man nämlich sehr genau, daß die Verträge über die Ölvorkommen mit Lokalgrößen, wie dem Scheich von Muhammerah oder dem Jlkhan der Bachtiaren, in Teheran nicht an­erkannt werden und daß die persische Regierung uicht ungern darangehen würde, die gesamte Petroleumkonzession auf eine neue Grundlage zu stellen. Teheran ist genau darüber uuterrichtet, daß sich die Amerikaner für alle Petroleumvorkommen in der Welt interessieren, weil sie im Öl das Betriebsmittel der Zukunft erkennen, und daß sie gegen die Verteilung der britischen Mandate im Orient in erster Linie Einspruch erhoben haben, weil die Amerikaner von, der Ausbeutung der Ölfelder im Zweistromlande nicht ausgeschlossen werden wollen. Diese Petroleum- felder bilden aber nur die Fortsetzung der südpersischen Vorkommen. Auch er­innert man sich "in Persien noch immer daran, mit welchem Eifer sich der amerikanische Reformer Morgan Shuster seiner Aufgabe, die persischen Finanzen zu gesunden, widmete, bis ihm Russen und Engländer das Handwerk legten. Den beiden Schutzmächten konnte nämlich nichts ungelegener kommen, als daß Persien zahlungsfähig wurde und sich von dem Schuldendruck seiner Geld­geber befreite. Die Russen witterten zudem in Shuster einen Mann, der mög­licherweise der Ausbreitung des englischen Einflusses in der Rußland zuge­sprochenen Zone Persieus förderlich sein konnte.

Die Perser waren stets gute Politiker. Wenn Iran in der Zeit vor dem Weltkriege immer mehr in die Fänge seiner Nachbarn, der Russen und Eng­länder, zu geraten schien, so lag das au! der Wehrlosigkeit der Perser, die von, ihren Ausbentern noch künstlich verstärkt wurde. Aber dnrch geschicktes Schaukel­spiel haben die Perser auch uuter deu schwierigsten Verhältnissen manches erreicht, und zum mindesten die endgültige Aufsaugung hinausgezögert. Das ist Iran zum Heil geworden. Noch sind alle Hemmnisse nicht beseitigt. Im Junern gibt es au manchen Stellen Reibungen. So bildete die Provinz Chorasscm den Gegenstand gewisser Besorgnisse, weil der bisherige stellvertretende Gouverneur Muhammch Tagi den ueuen Inhaber des Postens, den Bachtiaren Samsam-es-Saltaneh, nicht anerkennen wollte. In Gilan, in der Gegend von Rescht, war Mirza Kutschuk Khan mit seinen Dschengeli-Leuten unbotmäßig. Aber die tendenziöse Nachricht aus angloindischer Quelle, Chorassan habe sich unabhängig erklärt, hat sich nicht bestätigt, die Provinz ist jetzt fest in der Hand des Gouverneurs Samsam-es- Saltaneh und auch am Rande des Kaspischen Meeres ist es ruhiger geworden, seitdem zwischen der Regieruug von Teheran und den Bolschewismen ein gutes Verhältnis hergestellt worden ist. Der Kriegsminister Sardar Sipah (General Reza Khan) hat durch energisches Eingreifen die Straße von Kastrin nach ReM gesäubert uud Kütschük Khan , in die unwegsame Landschaft Talisch getrieben, Russische Bolschewismen befinden sich nicht mehr in Nordpersien. Nur der Hafen-