Otto Brües
nadelgewehr, vom norddeutschen Bund und vom neuen Napoleon hinüberzuführen zur Emser Depesche, zu den Männern, die nach Frankreich hineinführten, nach Metz, Sedan und dem Ringkampf der Völker bis nach Versailles.
So ist der zweiaktige Rhythmus der meisten Bücher, das Buch der Propheten ausgenommen, in dem nur seelische Angelegenheiten aus dem Sprachsilber ausgetrieben wurden. In dem „Schuldbuch der Götter" malt Schäfer den ger- manischen Mythos nach, im „Buch der Könige" greift er die alte Sage auf, daß die Griechen Abkömmlinge eines von Norden eingewanderten germanischen Stammes, der „blonden Räuber der Frühe" wären and zeichnet in großen Umrissen von Arnim zu Dietrich von Bern und Karl dem Großen die großen Gestalten, um die die Sage goldene Kronen legte. Das „Buch der Kirche" zeigt den Einbruch des Christentums bis zu den Kreuzzügen, bis nach Canossa und zur Scholastik, das „Buch der Kaiser" spiegelt der Ottonen und Staufer Taten, das „Buch der Bürger" bespricht in wunderbaren Worten, deren kostbarste Schäfer, der Malerfreund in den „Rheinlanden" der „Schilderzunft", dem „Genter Altar", dem „Spiegel der Wirklichkeit" und dem „Altar von Jsenheim" widmet, das Aufkommen jener ersten deutschen, so ganz auf Zusammenschluß und Führergeist gestellten Demokratie. Das „Buch der Freiheit" zeichnet kühnen Schwunges die Kurve von Meister Eckhart und Seuse zu Dürer. Holbein, Erasmus. Hütten, Luther, Melanchthon, Zwingli und Kopernikus; das „Buch der Zwietracht" gibt von Loyola zu Walleusteiu und dein Friede» von Münster die Gegenreformation, „Das Buch der Fürsten" beginnt mit der Schilderung des roi Soleil und führt über Holland und Rembrandt zum Großen Kurfürsten, zu August dem Starken, zum Prinzen Eugen, zum" Alten Fritzen, zu Maria Theresia, Joseph dem Zweiten, das Buch der Propheten, dem Bach, Goethe, die Romantiker und ein wunderbares Kapitel über Faust den stärksten Glanz geben, folgt, von dem Beethoven- bild wie mit der Wucht einer Egmont-Onvertüre eingeleitet, das „Buch der Erhebung" .....Jena, Auerstädt, Kant, Kleist, Fichte, Tauroggeii, Völkerschlacht,
Caub. Im „Buch der Ministers ergießt sich der ganze Spott des Volksmcmues Schäfer auf Metternich und. die schwachen Könige, das „Bnch der Preußen" führt zum Frankfurter Frieden, und mit dem Kapitel „Elsaß-Lothringen" leitet Schäfer „Das Schuldbuch der Menschen" ein, das bis in die Gegenwart führt. Entschlossen in idealistischem Sinne geführt, malt es die Gefahren der wachsenden Städte und die Gefahren einer wachsenden Macht, der der Atem der Seele erstirbt, malt die Mahnerworte Nietzsches, Raabes und Kellers/sieht in der Abdankung Bis- marcks die „Weltenwende", zeigt in zwingenden Sätzen, wie Gewinnsucht und Not „aus einem Bailernland ein Fabrikland" machten, wie aber „mi,t jedem rauchenden Schornstein, mit jedem sausenden Schwungrad das Dasein der Deutschen in der Fremde verpflichtet" wurde, schildert endlich den Weltkrieg als dv völlige. Unterwerfung des europäischen Menschen uuter den Moloch Maschine und schließt mit dem notträchtigen Ausblick, wie das Deutschland der Politik uud das der Musik, eingespannt zwischen westliche Zivilisation und östliches Chaos, zwischen Versailles und Moskau, zwischen Frost und Glut, das Schlachtfeld Europas sein wird.-
„Das Land der Mitte; zu heißen, ist Deutschlands Geschick: zwischen Moskau und Versailles liegen die Grüber seiner gefallenen Söhne, zwischen Moskau und Versailles liegt seine kommende Not . . .
Alle Kämpfe der Menschheit werden der deutscheu Seele auferlegt sein, bis sie, Besiegter und Sieger in einem, der kommenden Eintracht Christophvrus wird; bis einmal Wiederkunft ist, bis endlich den Kindern Gottes ans Erden die grüne Wiese, das blanke Meer und der blaue Himmel gehören."
Es wäre verfehlt, Schäfers Darstellung nnn mit der Sonde der Geschichts- fälschnnI auf Fehler zu untersuchen? die ihm als bewußten Protestanten, der
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