Beitrag 
Das politische Colleg
Seite
113
Einzelbild herunterladen
 

Das Politische Colleg

Das politische (Lolleg

Wir sind aus Kreisen des Politischen Collegs im Gewissen" in mehr Persönlicher als sachlicher Weise angegriffen worden wegen unseres Artikels: Liberalis­mus des Herzens oder vielmehr nur wegen dcS Titels. Man kann sich anscheinend nicht dazu aufraffen, inkonservat v" undliberal" etwas anderes als Parteiprogramm zu sehen. Wir dringen trotzdem nachfolgenden werbenden Artikel. Die Schriflltg.

55 as Politische Colleg ist ein aus privater Initiative heraus entstandenes Insti­tut, das seine Aufgabe darin sieht, außerhalb der Parteien politische Schulung zu fördern. Parteien selbst werden selten der Versuchung entgehen tonnen, diese Schulung durch Drill eines Programms zu ersetzen; eine nicht un­gefährliche Trübung des politischen Blickes von vornherein, denn jedes Programm hat etwas utopisches an sich, stellt Ziele bereits gegenständlich vor, wenn das auch nicht immer in der krassen Form des Sozialismus geschieht. Dabei kommt dann die sachliche Schulung, d. h. die Einstellung auf die Politische Gegenwart mit ihren Möglichkeiten und Gefahren zu kurz/

Das politische Colleg sieht seine Aufgabe natürlich auch in einer Lehrtätig­keit, glaubt aber, daß diese nur fruchtbar wird, wenn ihr eine gemeinsame sach­liche Arbeit der Lehrenden vorhergegangen ist. Diese sachliche Arbeit geschieht iil der Form einzelner Arbeitsstellen, die, zusammen eine Arbeitsgemeinschaft, doch jede einzeln ein bestimmtes Gebiet konkreter po.iti^cher Fragen erforscht. Ein gemeinsamer technischer Apparat (Archive, Bibliothek, Sekretariat) erleichtert dies. In der Arbeitsstelle I bearbeitet Boehm die Nationalitäten- und Stammesprobleme, in II Herrfahrd berufsständische Fragen, in IV Nobel das Partei- nnd Ge­werkschaftswesen des Auslandes; die Arbeitsstelle V dient dem Studium außen­politischer Vorgänge, (Martin Spähn, Stadler, Karl Hoffmann, Mo eller van den Brück). Die Gesamtleitnng liegt in den Händen Martin Spcihns, des bekannten Historikers der Cölner Universität.

Es dürfte klar sein, daß etue Lehrtätigkeit, die diese wissenschaftliche Tages­arbeit zum Hintergrund und zur Voraussetzung hat, besonders fruchtbar ist, nicht zuletzt dadurch, daß die Gefahr der politischeu Phrase hier nicht so unmittel­bar ist, als wenn Parteiveranstaltungen ihr Parteiprogramm literarisch und rhetorisch umzugießen suchen. Beispielsweise wird unzweifelhaft die wissen­schaftlich anspruchsvolle und umfassende Behandlung der Fragen des Reichswirt­schaftsrats Dr. Herrfahrd eine besondere Berechtigung und Möglichkeit geben, über diese Diuge mitzusprechen, freilich jenseits der Parteiprogramme.

Die erwähnte Lehrtätigkeit geht bisher zumeist iu der Form politischer Lehrkurse vor sich, dergestalt, daß Angehörige bestimmter Berufsgruppen ge­sondert sich für eine Woche frei machen, um an solchen Kursen teilzunehmen. In der nächsten Zeit werden Lehrkurse für praktische Berufe, für Studenten, für Jugcudführer, für Lehrer, für Journalisten, für Kommunalbeamte u. s. f. stattfinden'.

Eine eigene Pressestelle unterstützt die umfangreiche publizistische Tätigkeit der Mitarbeiter des Politischen Collegs. Die letzte aus diesem Kreis kommende Publikation ist die demnächst bei Paetel erscheinendeNeue Front