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Unser Kriegserlebnis
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Unser K r i e g s e r leb n i s

sche Volk zu sein. Erinnern wir uns, daß wir es mit unseren Leibern und jungen Lebeir deckten und wir werden bereit sein, ihm auch die kommenden Jahrzehnte ohne Selbstsucht zu dienen. Erinnern wir uns, daß 'wir Mann an Mann da draußen in den Grüben und Batteriestellnngen lagen: ein gleiches Leben, gleiche Gefahr, gemeinsame Gefangenschaft und gemeinsamen Tod erwartend und wir werden trotz Parteien, Konfessionen und Pressegezünk den gemeinsamen Weg zur Zukunft gehe», ohne uus zu beschimpfen und einander auszubeuten. Erinnern wir uns, daß wir in mancher Regennacht gefährlichste Wege gehen mußten, Kälte und Hitze, Hunger und Durst, Eiusamkeit und Heimweh litten und wir werden jede Znkunft ertragen. Erinnern wir uns, daß wir mitunter draußen beteten, knrze, stammelnde, beschwörende Worte, nnd niemals vergebens nnd die Ewig­keit wird uns auch jetzt wieder den Alltag nnd die stnmpfe Gewohnheit durch­leuchten!

Gewohnheit nnd Gewöhnlichkeit die größteil Feinde unseres Lebens. Alles wird selbstverständlich, jedes Glück, jeder Trost und alle Liebe wird selbstverständ­lich - es ist aber nichts selbstverständlich: nicht das Dach, uuter dem wir wohnen, nicht einmal das Bett, in dem wir schlafen. Geschweige denn ein lieber Mensch, seine Neigung und gntes Wort. Alles ist Geschenk, für das man danken muß, alles ist Gnade. Es darf nichts znr Stumpfheit der Gewohnheit herabsinken und selbstverständlich werden. Hat üns nicht die schreckliche Entblößung, Einsamkeit und Lieblosigkeit des Krieges gezeigt, daß nichts selbstverständlich ist?

Wir müßten also den Krieg, unseren Krieg, unser KriegSerlebnis immer­fort zum Hintergrund unserer Tage nnd Gegenwart machen, damit dieser blnt- durchglühte und bedeutende Hintergrund anch uuser Wirke», Lieben und Leiden be­deutend mache.

Konkret gesprochen: holen wir unsere Kriegstagebücher oder die Briefe, die wir aus dein Kriege schrieben, hervor. Erinnern wir uns, denken wir nach. Vergessen wir keinen unserer toten Kameraden.

Und wir wollen stolz sein, diese Jugeud zu sein, diese durch den Krieg ge­adelte Jugeud, die tausendfach blutete, alles Leid durchlitt und vier Jahre lang zum Sterben bereit war.

Und dann wollen wir Deutschlauds Schicksal in die Hände nehmen.

ZZ