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Das Reformprogramm des preußischen Kultusministeriums
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Materialien zur Polenpolitik

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Worte des Parteikampfes hinaus einen wirklichen Einblick in die nationalen Kulturprobleme besitzt. Mit einem solchen Kultusministerium wird unser Volk in der Tat besser fahren als mit den Exzellenzen und Geheimräten von ehedem, deren Gesichtskreis vielfach eng und beschränkt genug war, nicht ganz so eng freilich wie der Kreis, in dem der jetzige Nachfolger Wilhelm von' Humboldts einen heldenhaften Kampf mitmir" undrmch" ausficht und mit warmem Herzen die Giftsaat des Atheismus und Radikalismus in den Kulturboden der deutschen Schule ausstreut.

Materialien zur Polenpolitik

Aus Nr. 264 desDzienntt Poznanski" (Posen) vom 16. November 1918. Polenl Gesprungen sind die Fesseln, die unsere Frei­heit knebelten. Mit vollem Vertrauen warten wir das Urteil des Friedenskongresses ab, der unter unserer Mitbeteiligung die West­grenzen unseres Vaterlandes Polen fest­setzen wird.

Genug polnisches Blut ist in diesem mör­derischen Kriege geflossen. Darum beab­sichtigen wir auch jetzt auf friedlichem Wege zu dem ersehnten Ziele, zur Bildung eines vereinigten Polens zu gelangen, Von diesem Standpunkt werden wir uns nicht abdrängen lassen durch Herausforderungen, mit denen die Leute nicht sparen, die bisher das deutsche Volk gegen uns aufgehetzt haben.

Wir stellen jedoch fest, daß die Geduld des polmschen Volkes einer schweren Probe ausgesetzt wäre, wenn die Vertreter der früheren Behörden, die uns bisher gepeinigt und bedrückt haben, ihre unterirdische Arbeit nicht unterlassen sollten. Man kann auch für­wahr von dem polnischen Volke nicht verlangen, daß es mit denen zusammenarbeite, die es bisher gekränkt und bedrückt haben.

Das polnische Volk hat das Recht, die Beseitigung der Leute zu verlangen, die ihm bisher mit Gewalt die Habe, die Sprache, die nationalen und religiösen Ideale zu ent­reißen suchten. Das polnische Volk hat das Recht, schon jetzt die Beteiligung an der Ne­gierung zu verlangen, die man ihm bisher ungerechie-welse versagt hat.

Das Polnische Volk hat das Recht, Achtung für seine Heiligtümer zu fordern, ebenso, wie es selbst fremde Ideale achtet.

Das polnische Volk hat das Recht, die Rückgabe dessen zu verlangen, was Eigen­tum der Nation ist; denn das Verbrechen der Teilung ruft nach Wiedergutmachung des ge­schichtlichen Unrechts.

Unsere Interessen heischen unbedingt ein gleichmäßiges leitendes Zentrum in der Pol­nischen Bewegung unserer Landesteile.' In Anerkennung dieses Bedürfnisses haben die Abgeordnetenfraktionen und der Exekutivaus­schuß des bisher nicht zu Tage getretenen bürgerlichen Zentralkomitees den unterzeich­neten Kommissaren die Bildung eines

Obersten Volksrats als einer Vertretung aller Polen übertragen, die in den bisher durch die Grenzen deS deutschen Reiches einbegriffenen Landen woh­nen. Gleichzeitig hat man uns provisorisch die Ausübung der Tätigkeit dieses Vollsrats übertragen.

Die Bildung des Obersten VolksratS wird auf aufrichtig demokratischer Grundlage durch Delegierte des polnischen Volkes vollzogen, die gewählt werden sollen durch die Stimmen aller Polnischen Männer und Frauen im Alter von mehr als zwanzig Jahren. Die ge­wählten Delegierten männlichen und weib­lichen Geschlechts berufen wir zu einem

Polnischen Teilgebiets-Landtage, der am Dienstag, den 3. Dezember, 11 Uhr vormittags, im Lambertschen Saale in Posen zusammentreten wird.

Der Eröffnung des Landtages wird um VzW Uhr eine feierliche Andacht mit Land­tagspredigt in der Pfarikirche vorangehen.

Die Durchführung der Wahlen übertragen wir im Einvernehmen mit dem Vorsitzenden

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