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kann es nur, wenn ihr aus der Provinz selbst das Material dazu von dem sich selbst regierenden Volke zugetragen wird. Wenn einzelne Vereine oller Parteien, womöglich nur solche, die bereits durch die Polen im Auslande diskreditiert sind, mit ihrem noch so guten Material kommen, so hat das keine Wirkling, macht auf Wilson und die anderen Konferenzmitglieder keinen Eindruck. Das gesamte Deutschtum in Stadt und Land der Ostmark muß dartun, dasz es lebt, daß es sein Recht neben >den Polen beansprucht. Eindruck machen in unserer Zeit keine sorgfältigen, korrekten Denkschriften, — Eindruck macht nur ein gewaltiger Massenschrei gequälter, vergewaltigter Menschen. Und dazu gehört Sammlung, Vereinigung, Zusammenfassung aller deutschen Kräfte. Noch ist es nicht zu spät, Herrn Wilson zu beweisem daß hier in der Ostmark ebensoviele Deutsche wie Polen leben, und daß er, der der Gerechtigkeit zu dienen wähnt, mißbraucht werden soll, um Unrecht an den Deutschen zu tun.
Durch Zusamenschluß und ernste politische Arbeit werden wir zum mindesten erreichen, daß nicht von einem internationalen Volkstribunal einfach dekretiert wird, ob Ostpreußen, Westpreußen, Posen, Schlesien deutsch oder polnisch wird, daß vielmehr zum mindesten eine Volksabstimmung darüber entscheidet, was aus den Bewohnern der Provinz werden soll. Die Zeiten der Verschacherung von Millionen Menschen sollten doch vorüber sein. In einer solchen Abstimmung wird sich zeigen, welche Anziehungskraft das neue Polen hat. Für die mögliche Abstimmung muß daS Deutschtum geeint sein in allen seinen Teilen. Dann wird es auch eine starke Anziehungskraft auf die Kreise ausüben, die, mögen es Juden oder Polen sein, schwankend, aber im Innern doch näher bei Deutschland stehen. Deutschland hat seinen Bürgern soviel gegeben an wirtschaftlicher und sozialer Kultur, wie es ein Polenstaat in Jahrzehnten nicht wird geben können. Also, da das deutsche Volk in dem neuen demokratischen Deutschland selbst entscheiden muß, was es sein will, muß es sich zusammenschließen, um dieser Aufgabe gerecht zu werden.
Zaghafte Gemüter erklären ihre Zurückhaltung mit dem Hinweis auf die Demokratisierung des preußischen Staatswesens, in deren Folge die Polen sckion sehr bald alle Macht in den Stadtverwaltungen ausüben und sich an denen rächen würden, die ihnen Widerstand leisten. Solche Zaghaften mögen auf die Deutschen in Österreich blicken. Überall waren sie in die Minderheit gedrängt, wo sie unter sich uneins waren. In dem Augenblick, wo sie, geführt von der deutsch-österreichischen Sozialdemokratie, sich wie ein Mann zusammenschlössen, sind sie ein gewaltiger FcMor nicht nur der mitteleuropäischen, sondern nach demZerfalldes altenHabsburgerStantes auch der Wcltpolitik geworden. Die Einigkeit hat das Deutschtum gerettet und Emig- rnt muß auch die Deutschen der Ostmark vor der Polonisierung bewahren.
Das einige Deutschtum der Ostmark ist nicht verloren, weil es in jedem Falle eil? politischer Faktor bleibt,, welche politische Kombination aucl) eintreten mag. Das cinige Ostmarkendeutschtum wird auch immer die starke Bundesgenossenschaft der siebzig Millionen Deutschen finden, die Mitteleuropa beherrschen, während ein zersplittertes Deutschtum weder die Achtung seiner Gegner noch das Mitgefühl seiner Volksgenossen beanspruchen kann. Dak Deutschtum hat in dem großen Völkerringen eine Schlacht verloren. Mehr nicht! Nach der Schlacht sammeln treue Truppen sich um ihre Fahne, um aus der Versammlung heraus den Besitzstand zu halten und Verlorenes wiederzugewinnen.