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Maßgebliches und Unmaßgebliches
gegen die vermeintlichen Urheber des Flugblattes, die in seinen Augen damit erledigt find. Manch einer wird die Zeitung ärgerlich »us der Hand legen, bevor er die über eine Tpalte lange Erklärung durchstudiert hat. Er erführt dann überhaupt nichls van der am Schlüsse folgenden redaktionellen Bemerkung: „Das Flugblatt ist, wie von halbamtlicher Seite erklärt wird, nach den bisherigen Feststellungen kein Elaborat alldeutscher Kreise. Es sei vielmehr mit höchster Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß es sich dabei um ein Fälschungsmanöver der Entente handelt. Uns scheint, daß zunächst einmal der .Preußenbund' selbst das Wort hat." Was soll man nun zu diesem Verhalten der Zeitung sagen? Liegt da noch „Gutgläubigkeit" vor, wenn man am Ende selbst dementiert, was man am Anfang behauptet? Oder hat nicht vielmehr die Sucht, dem Politischen Gegner einen Schlag zu versetzen, die Herren von der Jerusalemer Straße zu einer argen Unbedachtsamkeit verleitet, indem sie in „270000" Köpfen — mit dieser Auflageziffer macht das „B. T." Reklame — eine Vorstellung erweckten, die das Gegenteil von Wahrheit bedeutet I? Da sind die Kollegen vom „Vorwärts" doch vorsichtigere Leute. Sie legen zwar auch zunächst (2t. September) die Fälschung dem „Preußenbunde" und den Kaisertreuen zur Last und kennzeichnen deren Kundgebungen, die „sich der Wiedergabe entziehen", als Ausfluß von Unzurechnungsfähigkeit oder noch Schlimmerem, aber da sie von den verschiedenen Dementis schweigen, steht doch das Zeichen ihres besseren
Wissens nicht so drastisch daneben, wie beim „Berliner Tageblatt". Im „Rückzugsgefecht" sind sich die beiden Oppositionsorgane allerdings wieder ebenbürtig. Als der „Vorwärts" am folgenden Tage berichtigende Erklärungen der mißbrauchten Vereinigungen erwähnt, bemerkt er, um doch etwas zu sagen, sie kämen „auffällig spät". Diese Leistung steht auf gleicher Höhe der Beweiskraft, wie die oben mitgeteilte Ausflucht des „B. T." erst habe noch der „Preußenbund" das Wort, ein Argument, das gerade bis zur nächsten Nummer (488) langt, wo dieses „Wort" nolens. volens auch den Tageblattlesern mitgeteilt werden muß. Die Art, wie das geschieht, läßt übrigens — ebensoviel zu wünschen übrig, wie das Verhalten des Blattes am Abend vorher. Anstatt nun auch seinerseits eine berichtigende Erklärung abzugeben, die um so nötiger war, je entschiedener man zuvor Behauptungen aufgestellt und den „Preußenbund" im Tone des Richters an die Schranken gerufen hatte, wird das Dementi des Bundes der Kaisertreuen mit der farblosen Bemerkung: „Uns geht folgende Zuschrift zu" abgedruckt, als ob die Redaktion mit der ganzen Angelegenheit nie etwas zu tun gehabt hätte. Eine Selbstberichtigung sucht man auch vergebens in Nr. 493 und 498, wo weitere Dementis mitgeteilt werden.
Wir fragen noch einmal, wie soll man diese Art Behandlung der öffentlichen Meinung nennen? Woanders aber freut man sich, die Wunde Stelle am deutschen Volkskörper mit einer Teufelei getroffen zu haben!
h. V. M.
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