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Maßgebliches und Unmaßgebliches
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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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brauche und Spinoza kritisiert. Die Hauptmasse der zweiten besteht aus der Polemik zwischen Clarke, einem Anhänger Newtons, und Leibniz. Leibniz bekämpft die Vor­stellung des leereu Raumes (ohne Materie kein Raum, ohne materielle Bewegung keine Zeit) und der Anziehungskraft, die er für eiue scholastische yualiws oooulw erklärt; er läßt keine andre Art von Kraft zu als die Stoßkraft des bewegten Körpers und leugnet die Fernwirknng. Jede Beihilfe Gottes zu den Veränderuugeu, die ein Wuuder sein würde, weist er zurück; Wunder seien nur im Reiche der Gnade, nicht in dem der Natur zuzulassen. Die Weltmaschine sei vom göttlichen Mechanikus so vollkommen geschaffen, daß sie einer Nachbesserung nicht bedürfe. Alle Natur­erscheinungen müssen nach ihm aus Figur uud Bewegung allein erklärbar sein. Aber diese Auffassung des Universums als eines Mechauismus ist nur eine Forderung nnsrer Vernunft, die sich aus Erfahrung, aus eiuer noch so großen Menge von Experimenten niemals würde gewinnen lassen. Sehr natürlich ist darum der Haß vou Atheisten wie Eugen Dühring gegen Leibniz. Denn nach Leibniz ist die Gesetzlichkeit alles Geschehens eine Forderung, die die Vernunft aus dem Begriff des vollkommensten Wesens ableitet, die göttliche Vollkommenheit darum der Quell der wahren Physik uud Mechauik.Die Philosophie empfängt durch Zuflüsse aus dem heiligen Quell der natürlichen Theologie ihre Weihe. Keineswegs also darf man die Zweckursachen und den Gedanken an einen Geist von vollkommner Weisheit, dessen Tätigkeit auf das höchste Gut gerichtet ist, zurückweisen: Güte und Schönheit sind nichts willkürliches, wie von Descartes, oder etwas nur für uns giltiges, wie von Spinoza angenommen wird. Vielmehr leiten sich gerade die Hauptsätze der Physik aus dem Begriff eiuer geistigen Ur­sache ab." Und er führt nun die schöne Stelle aus dem Phädon an, dereu wir bei einer andern Gelegenheit gedacht haben, wo Sokrates den Anaxagoras tadelt, daß er bei seinen Versuchen einer Welterklärung von seinem Nus, der Weltvermmft, keinen Gebrauch mache. Er verfahre gerade so, wie wenn jemand auf die Frage, warum Sokrates im Kerker sitze, anstatt die geistige Ursache anzugeben, die Sitzlage der Knochen, Sehnen und Muskeln anführte, der Werkzeuge des verursachenden Geistes.

Wir nennen bei dieser Gelegenheit ein paar Werke, zu deren ausführlicher Besprechung uus der Raum fehlt. Ein Wörterbuch der philosophischen Be­griffe ist ein nützliches Handwerkszeug. Daß das von Dr. Rudolf Eisler herausgegebue nach Gebühr geschätzt wird, beweist sein Erscheinen in zweiter, völlig neu bearbeiteter Auflage (Berliu, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1904). Da heutzutage die philosophischen Werke viel Mathematik uud Naturwissenschaft ent­halten, möchte bei eiuer dritten Auflage diesem Umstände Rechnung getragen uud zum Beispiel unter Analyse von der mathematischen Analysis, unter Äther von den> modernen Äthertheorien ein Begriff gegeben werden. Eine sehr dankenswerte Gabe ist auch: Deutsche und außerdeutsche Philosophie der letzten Jahr­zehnte von Dr. I. Baumann (Gotha, Andreas Perthes, 1903). Besonders gefreut haben wir uns über die ausführliche Darstellung der Lehren von Mach, Avenarius und Ostwald. Die Reihe der deutschen Philosophen beginnt mit Eduard von Hartmann; bei den Engländern und den Franzosen geht der Verfasser weiter zurück; bei jenen bis auf Cnrlyle, bei diesen bis auf Renan und Taine. Hartmann wird er aber nicht gerecht. Nach allgemein verbreiteter schlechter Gewohnheit stützt er sein Urteil ausschließlich auf die Philosophie des Unbewußten und nennt von den zahlreichen übrigen Werken nur drei, die unsrer Überzeugung nach keineswegs die bedeutendsten sind; die andern scheint er nur aus Anführuugeu bei Drews zu kennen. Ans einer Polemik gegen Lotze und Hartmauu (S. 37) sehen wir übrigens, daß Baumanns Standpunkt von dem unfern weitab liegt. Von dem schönen Buche: Kant. Sein Leben und seine Lehre von Dr. M Kronen­berg ist (bei C. H. Beck, München, 1904) eine zweite, neubearbeitete und er­weiterte Auflage erschienen, mit einem Porträt Kants. Wilhelm Mündts Einleituug in die Philosophie ist (bei Wilhelm Eugelmann in Leipzig, 1904) in dritter, Die Entstehung der Volkswirtschaft vou Dr. Karl Bücher (bei H. Laupp iu Tübiugeu, 1904) in vierter Auflage herausgekommen.