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Die Royal Geographical Society in London und die deutschen geographischen Gesellschaften :
(Schluß.)
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Die RoM LrvoM'!>i>I>ivnI Scxiivi)' und die deutsche» geographischen Gesellschaften. 221

für die Ziele der Geographie wecken und ihn zum gemeinsamen Werke heran­ziehen können; einem großen, an einen Ort gebundenen Vereine ist dies höchstens in Waudervcrsammluugcn möglich. Auch durch Bibliotheken können kleinere Vereine nicht minder, wenn auch in andrer Art als ein großer Verein, wirken. Die Begrnndnng einer die ganze Wissenschaft umfassenden, der Wissenschaft ausgiebig dienenden Bibliothek setzt freilich Mittel uud Bezichuugeu voraus, welche nur großen Vereinen zu Gebote stehen; kleinere müssen sich meist auf die Bedürfnisse ihrer Mitglieder beschränken. Indes ist für Dentschlcmd ei» derartiger Mangel bisher weniger hervorgetreten, weil er durch die großen öffent­lichen Bibliotheken ausgeglichen ward, welche mit anzuerkennender Bereit­willigkeit einen Teil der Mittel auf die Erwerbung geographischer Literatur verwendet haben. Für die Verbreitung der geographischen Kenntnisse nnd For- schnngen durch das gedruckte Wort ist in Deutschland auch außerhalb der Vereiue und ihrer zum Teil sehr bedeutenden Publikativueu durch Zeitschriften in einer Weise gesorgt, daß Deutschland in diesem Punkte Wohl am besten versorgt ist und den Vergleich mit England und andern Ländern nicht zu scheuen braucht. Der hohe Rang der Pctermannschcn Mitteilungen aus Justus Pcrthes' Geo­graphischer Anstalt ist allseitig anerkannt. Die Verbreitung geographischer Kennt­nisse in populärer und doch streng wissenschaftlicher Weise haben sich ferner dasAusland," derGlobus,"Aus alleu Weltteilen,"Behms geographisches Jahrbuch" und eine große Zahl ueuerer Unternehmuugen zur Aufgabe gemacht. Das Fehlen einer allgemeinen deutscheu geographischen Gesellschaft mit Publi­kativueu ist deshalb noch nicht so fühlbar geworden, lind so erklärt sichs auch, daß die Bildung einer solchen aus den einzelnen Gesellschaften uud Vereinen nicht schon seit langer Zeit auf die Mahnungen Dr. Pctcrmcmns uud anderer hin mehr in Anregung gekommen ist.

Alle die erwähnten Umstände können aber die erheblichen Nachteile, welche eine Spaltung in kleinere Vereine mit sich führt, uicht aufwicgeu. Ein solcher Nachteil entspringt schon aus dem geselligen Triebe im Deutscheu, der nur zu oft iu einen Absonderungstrieb ausartet. Er zweigt gern, um besondere Teile der Wissenschaft eingehender zu pflegen, Vereine von dem Hanptverein ab, schwächt damit das Interesse nm Ziele des Hcmptvercins selbst und führt, wenn die Teil­nahme nachläßt, Haupt- nnd Zweigvcrcin nur zu leicht einem stilleu Ende zu. Ein großer Verein erträgt solche Abzweigungen eher als ein kleiner, und nimmt den Zweigverein, wenn das Interesse an dessen Zielen sich mindert, ebenso leicht wieder in sich auf; er bietet sogar den Vorteil, daß er das Gute, was der Zwcigverein geschaffen hat, bewahren nnd zu neuer Anregung bringen kann. Dies gilt entschieden auch von den geographischen Vereinen, besonders, wenn sich, wie wohl zu erwarten steht, einzelne Teile der Geographie zu besonderen Wissen­schaften entwickeln werden.

Noch evidenter werden die Nachteile der Zersplitterung, wenn wir auf einen