ZI 4 Die Reform dos englischen Parlaments.
landbesitzendcn Tvries eine Reihe von Gesetze» für die Fabrikarbeiter erlassen.
Aber würde das Volk, wird man fragen, nicht auf jeden Versuch, die Macht des Unterhauses zu schwächen, eine Revolution folgen lasten? Nein. Trotz der größere» materiellen Macht der Kraue zur Zeit Georgs III., trvtz anscheinend größerer Macht ist das gegenwärtige Unterhaus schwächer als vor hundert Jahren. Deuu es hat an Ausehen verlvren. Seine Debatten werden jetzt, da sie öffentlich sind nnd ein halbes Hundert Korrespondenten über sie berichten dürfen, nicht mehr mit demselben Interesse gelesen, sie sind nicht mehr so ausführlich als zu der Zeit, da sie als Debatten im Senat zu Liliput gedruckt wurden. Der Gründ ist einfach. Die meisten Mitglieder sind zu unbedeutend. Die ungeheure», dem Kandidaten zur Last fallende» Wahlkosten gestatten nur reichen Leuten, im Untere Hause zu sitzeu. Reiche Engländer, die sich von ihren Geschäften zurückgezogen haben, betrachten es als die letzte Glorie ihres Lebens, N. hinter ihren Namen setzen z» dürfen. Und wenn es der Hausvater nicht wünscht, wenn er daran denkt, daß selbst die saumseligste Erfüllung der legislatorischen Pflichten die Annehmlichkeiten des Lebens beschränkt als da sind: Augelu, Schießen, Fahren, Reiten uud Reisen, dann wünschen es manchmal Fran und Töchter z»r Erhöhung der gesellschaftlichen Stellung. Aber es wäre falsch, diese Erscheinung allein aus der Qualität der Parlamentsmitglieder erklären zn wollen. Das regere öffentliche Leben dieses Jahrhunderts, die erstaunliche Entwicklung der Presse uud die Leichtigkeit des Verkehrs bringen (!s mit sich, daß jede Frage hundertmal allseitig erörtert wird uud spruchreif ist, ehe sie im Parlament zur Verhandlung gelangt. Die Reden der meisten Parlamentsmitglieder enthalten daher nur Erörteruugcu und Betrachtungen, die dem regelmäßigen Zeitungslcser, dem gebildeten Wähler schon geläufig sind.
Den allmählichen Niedergang in der Qualität des Unterhauses verhehlt man sich auf keiner Seite. Fawcett kvnstatirte die Thatsache vor nicht lauger Zeit im Xmotssntll (üvnwr^. Uud Gladstvne sagte in seineu (AoaninM (I. S. 134 u. 160), daß das Unterhaus langsam sinke, daß das Übergewicht sich nicht mehr iu deu Händen des Grundbesitzes, sondern des Reichtums überhaupt bc- fiude und England in Gefahr vor einer Gervntvkratic und Plutokratie sei. Ironie des Schicksals, daß das Haus, welches nach der Theorie die ungestüm vvrwärtsstrcbende Kraft darstelleil soll, zu einem Hause der Greise, thatsächlich, nicht staatsrechtlich, ciu ssimt-us, eine ^ov?/« geworden ist!
Es liegt in der menschlichen Natnr, unter Umständen die Lichtseiten von Zuständen zu sehen, die früher nicht genug verlästert werden konnten, an deren Entfernung mit dem Aufgebote aller Energie gearbeitet wurde. Das Parlament vor 1832 hatte Schattenseiten, welche den übermütigsten Spvtt und den leidenschaftlichsten Haß hervorriefen. Selten hat England eine svlche Erregung gesehen wie zu der Zeit, als das Oberhaus die Reformbill verwarf. Das Volks-