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dem zur Vereinigung mit der zweiten Armee profectüten Punkt — etwa Gitschin — anzukommen und die zweite Armee bei ihrem gefährlichen Vormarsch aus den Gebirgsdesile'en der Grafschaft Glatz vor den Stößen des übermächtigen Feindes zu schützen. Da der Weg der ersten und der Elbarmee von der böhmischen Grenze bis Gitschin zwei Märsche länger war, als der Weg der zweiten Armee, so sollte der Einmarsch der ersten und Elbarmee um mehrere Tage früher stattfinden; die erste Armee überschritt am 22—24ten die Grenze, vereinigte sich gleichzeitig mit der Elbarmee und stand so um das Doppelte überlegen dem Corps Clam-Gallas und den Sachsen gegenüber. Der zweiten Armee, Kronprinz, war für die beiden am meisten erponirten Flankencorps, das erste und fünfte, der 27te Juni als Tag des Einmarsches festgesetzt. Wohl blieb auch bei solcher Disposition der Angriff in zwei getrennten Armeen, welche ihre Vereinigung im Vormarsch gegen ein concentrirtes feindliches Heer durchzusetzen hatten, ein kühnes Unternehmen; aber es war Alles geschehen, um die Gefahren des Wagnisfes zu vermindern. Gelang es den Oestreichern wider Erwarten, durch beschleunigte Concentration ihres Heeres gegen die erste und Elbarmee diese mit Uebermacht anzugreifen, fo mußte das Vorbrechen der zweiten in die rechte Flanke und den Rücken des Gegners eine entscheidende Diversion hervorbringen. War, wie zu erwarten stand, der preußische Einbruch von dem Elbthale und Gvrlitz her nur durch ungenügende Heereskraft des Feindes verlegt, fo verhinderte die Nähe der ersten und Elbarmee wieder den Feldzeugmeister Benedek, seine ganze Kraft gegen die zweite Armee zu concentriren und dieselbe in die Gebirgspässe zurückzuwerfen. Und es war die Annahme erlaubt, daß die Armee des Kronprinzen unter diesen Umständen die Hindernisse, welche sich ihrem Heraustreten aus den Gebirgspässen entgegenstellten, überwinden werde.
Es ist sehr merkwürdig, wie dieser Plan, so gut combtnirt und auf ganz richtigen Voraussetzungen beruhend, in der Ausführung durch die Ereignisse modificirt wurde und daß zu seinem glänzenden Gelingen ein großer Fehler des Feindes beitragen mußte.
Zunächst war das Heranziehen der zweiten preußischen Armee an die Gebirgspässe der Grafschaft Glatz den Oestreichern nicht so unbekannt geblieben, als man preußischerseits anzunehmen geneigt war. Bereits am 17. Juli, zehn Tage vor dem Einmärsche, wurde dem Feldzeugmeister v. Benedek von Wien die Mittheilung, daß die mit Ostentation vorbereiteten Bewegungen der Preußischen Corps unter dem Kronprinzen gegen die Neiße nur eine De- monstration sein dürften, um den Einbruch derselben in Böhmen zu verdecken. Bald darauf meldeten östreichische Kundschasterberichte den Rechtsabmarsch preußischer Corps nach der Grafschaft Glatz; am 20. Juni gelang den Oestreichern sogar, die Telegramme einer preußischen Station zwischen Görlitz und